Alois Senefelder (1771–1834)

Alois Senefelder erfand und patentierte den Steindruck, der ab dem frühen 19. Jahrhundert das vorherrschende Verfahren zur Reproduktion von Bildern in der Druckindustrie wurde. Es war die erste radikale Entwicklung im Druckwesen seit der Erfindung der beweglichen Lettern.

Senefelder war kein Drucker oder Industrieller, sondern ein Schauspieler und Dramatiker. Er wurde 1771 in Prag geboren, wo sein Vater am Königlichen Theater auftrat. Die Familie kehrte nach München zurück, und nach seiner Schulzeit dort studierte er von 1789 bis 1793 Rechtswissenschaften an der Universität Ingolstadt in Bayern. Nach seiner Rückkehr in die Heimat begann er zu schauspielern und Theaterstücke zu schreiben. Er wollte die Stücke, die er geschrieben hatte, drucken lassen, konnte sich aber die Kosten für den Kupferstich nicht leisten. Durch Zufall entdeckte er, dass das Schreiben mit einem fettigen Bleistift auf glattem Kalkstein eine Möglichkeit des Direktdrucks sein könnte. Er entwickelte die Technik so, dass er Markierungen anbringen konnte, die ölhaltige Tinte anzogen, und die Bereiche des blanken Steins chemisch behandelte, so dass sie die Tinte abstießen.

Für die Herstellung der Druckplatten verwendete er Solnhofener Kalkstein aus Bayern und nannte das Verfahren Steindruckerei, das in der Welt jedoch besser unter dem französischen Namen Lithografie bekannt wurde. Es war flexibler als der Kupferstich und senkte die Kosten um etwa 80 %.

Ab 1796 arbeitete er mit dem Musikverleger Makarius Falter und dem Komponisten Franz Gleissner zusammen, die erkannten, dass sich die Lithografie besonders für die Vervielfältigung von Notenmaterial eignete. Auch seine Brüder unterstützten ihn. Ihre Veröffentlichungen waren erfolgreich und 1799 erteilte Senefelder dem Musikverleger Johann Anton André in Offenbach am Main das Recht, sein Verfahren zu nutzen. 1801 meldete er ein Patent in Großbritannien an. Zwei Jahre später entwickelte er ein Verfahren zur Verwendung von Zinkplatten als Alternative zu Kalkstein, mit dem größere Bilder gedruckt werden konnten. Schon bald nutzten Künstler diese Technik, um ihre Werke zu reproduzieren. Senefelder entwickelte es auch für den Stoffdruck. Der Nutzen für den Druck von Landkarten wurde schnell erkannt, und Senefelder wurde 1809 an eine lithographische Anstalt für Landvermesser in Bayern berufen. Er half bei der Gründung ähnlicher Institute in Berlin, Paris, London und Wien.

1819 schrieb Senefelder sein Buch ‚Vollständiges Lehrbuch der Steindruckerey‘, das auf Französisch und Englisch als ‚A Complete Course in Lithography‘ veröffentlicht wurde. Es enthält Beispiele für sein neues Farbverfahren, die Chromolithografie. Gegen Ende seines Lebens entwickelte er die Grundlagen der Offsetlithografie, die schließlich einen schnelleren, automatisierten Druck ermöglichen sollte.