ZUR INDUSTRIEGESCHICHTE VON ZYPERN

Kupfer ist der einzige nennenswerte Rohstoff Zyperns – war einst aber so reichlich vorhanden, dass es der Insel für Jahrtausende Ruhm und Reichtum brachte. Kupfer war nämlich das erste Metall, aus dem Menschen Waffen, Werkzeuge und Schmuck herstellten – damit endete die Steinzeit. Und Zypern lieferte davon schon in frühgeschichtlicher Zeit solche Mengen an Europas Hochkulturen, dass der Werkstoff schließlich nach der Insel benannt wurde: Aus lateinisch „aes cyprium“ („Metall aus Zypern“) wurden das lateinische „cuprum“ und später „copper“und „Kupfer“. Als man dann um 3300 v. Chr. lernte, das Kupfer mit einem kleinen Anteil Zinn zu legieren und so die Bronze erfand, bekam der Werkstoff sogar noch bessere Eigenschaften.

Auf Zypern begann etwa um 2300 v. Chr. der Abbau im großen, quasi-industriellen Maßstab: Die Zyprioten beuteten die scheinbar unerschöpflichen Vorkommen im Troodos-Gebirge über und unter Tage aus und verschifften das Erz in alle bedeutenden Länder des Mittelmeerraums. Der Handel war so einträglich, dass die Großmächte der Antike immer wieder um die Herrschaft über das reiche Zypern kämpften.

Der Boom hielt auch an, als sich ab 1200 v. Chr. allmählich ein noch praktischerer Werkstoff durchsetzte und die „Eisenzeit“ anbrach. Man brauchte Kupfer weiterhin, um Bronze herzustellen, denn aus Bronze, die glänzt wie Gold, fertigte man repräsentative Rüstungen, Skulpturen, ja Hausdächer. So wurden die Wälder auf Zypern für die Kupferverhüttung abgeholzt  und um die Minen bei Tamassos, Soli und Skouriotissa wuchsen Schlackeberge in die Höhe, die heute noch im Troodos-Geopark zu sehen sind. Erst als um 400 n.Chr. der Niedergang des Römischen Imperiums spürbar wurde, brach die Nachfrage ein.

Im Mittelalter verarmte die Insel, obwohl sie wechselnden Seemächten jahrhundertelang als Flotten-Stützpunkt diente. Der Schiffbau blieb unbedeutend, möglicherweise aufgrund des Holzmangels. Eine Weile profitierte Zypern vom Handel mit Salz, das aus den Seen um Larnaka gewonnen wurde. Ab dem 14. Jahrhundert blühte auch der Export von Zucker auf, das „süßes Salz“ genannt und aus Zuckerrohr hergestellt wurde. Ende des 16. Jahrhunderts konnten die Produktionszentren Kouklia, Kolossi und Episkopi jedoch der Konkurrenz aus der Neuen Welt nicht mehr standhalten.

Ökonomische Impulse brachte erst 1878 die Übernahme der strategisch wichtigen Insel durch Großbritannien.  Die Gouverneure bauten in den Häfen die ersten festen Kais und eröffneten 1905 eine Schmalspurbahn zwischen Famagusta und Evrychou im nordwestlichen Bergbaugebiet. Dampfschiffgesellschaften und Fabriken für Agrarprodukte wie Olivenöl, Wein und Tabak wurden gegründet. Der Bergbau setzte erneut ein, erst mit dem Abbau von Pyrit, das wegen seines Schwefelgehalts gebraucht wurde, und kurz vor dem ersten Weltkrieg nahm die amerikanische Cyprus Mining Company in der alten Mine von Skouriotissa auch die Förderung von Kupfererz wieder auf. Ab den 20er Jahren baute die Hellenic Mining Company bei Mitseros im Troodos-Gebirge rund 10 Jahre lang Gold- und Silbererze ab.

Die Kupfergewinnung ruhte im Zweiten Weltkrieg und erneut während des griechisch-türkischen Konflikts 1974. Danach wurde die seit 1960 unabhängige Insel in zwei Staaten geteilt und der Abbau begann wieder, wird heute aber, da die Vorkommen so gut wie erschöpft sind, nur noch im griechischen Skouriotissa aufrechterhalten. Industriell werden vor allem Baustoffe wie Bentonit und Zement erzeugt, im griechischen Hafen Larnaka ist eine Raffinerie für importiertes Rohöl entstanden und in beiden zyprischen Staaten florieren Textil- und Lebensmittel-Herstellung. Trotz der Rückschläge durch die Teilung überstieg die Industrieproduktion im türkischen wie im griechischen Teil 1989 die Erträge der Landwirtschaft. In der griechischen Republik liegt sie jedoch weit hinter dem vom Tourismus beflügelten Dienstleistungssektor.