"ERIH INDUSTRIEKULTUR-BAROMETER"

ERIH-ERHEBUNG ZUR LAGE DER INDUSTRIEKULTUR IN EUROPA

Seit dem Jahr 2018 führt ERIH in Kooperation mit dem Regionalverband Ruhr (Referat Statistik und Umfragen) Umfragen zur Situation der Industriekultur in Europa durch. Aus häufig an ERIH herangetragenen Fragen wurde ein Fragenkatalog zu den Themengruppen Kerndaten, Zielgruppen, Perspektiven und Maßnahmen entwickelt, der im Rahmen einer europaweiten Online-Umfrage zur Beantwortung zur Verfügung gestellt wird.

Die Daten und Antworten aus der Umfrage, die im 'ERIH Industriekultur-Barometer' zusammengefasst werden, helfen ERIH bei der Zusammenarbeit mit Politik, Presse und Öffentlichkeit. Sie dienen auch dazu, Prioritäten für Aktivitäten und Projekte zu setzen, um das Netzwerk so effektiv wie möglich weiterzuentwickeln.


ERIH INDUSTRIEKULTUR-BAROMETER 2022/23

Die Online-Umfrage für das ERIH Industriekultur-Barometer 2022/23 wurde vom 6. März bis zum 20. April 2023 durchgeführt. Teilnehmen konnten alle touristisch erschlossenen Standorte der Industriekultur in Europa.

Zusammenfassung der Ergebnisse
An der Umfrage haben 84 industriekulturelle Standorte bzw. Institutionen aus 11 Ländern Europas teilgenommen. Nachfolgend eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Erhebung; das vollständige 'ERIH Industriekultur Barometer 2023/23' mit detaillierten Ausführungen und Daten sowie zahlreichen Grafiken finden Sie unten im Downloadbereich.

Erhoben wurden die Daten für die „Coronapandemie-Jahre“ 2021 und 2022. Bei der Auswertung der Antworten haben wir bei einigen Fragen zum Vergleich auch die Daten des Jahres 2020 aus dem Industriekultur-Barometers 2020/21 hinzugezogen und in den Grafiken dargestellt. Zusammen mit den aktuellen Situationsbewertungen sowie den Angaben zu den im Jahr 2023 geplanten Maßnahmen und Zielen sind die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie und der zu ihrer Bekämpfung behördlich verfügten Beschränkungen sowie die Entwicklung nach deren Auslaufen ablesbar.

Kerndaten
Trägerschaft

46 % der teilnehmenden Standorte stehen im öffentlichen Eigentum, 32 % werden von privaten Organisationen betrieben, 12 % von Stiftungen, 4 % sind Unternehmensmuseen und 6 % haben eine andere Trägerschaft.

Öffnungszeiten   (unterschiedlich aufgrund der Coronavirus-Pandemie)
2021: 71% ganzjährig, 18% saisonal, 11% ganzjährig geschlossen
2022: 80% ganzjährig, 17% saisonal, 3% ganzjährig geschlossen

Personal
Die Verkürzung der Öffnungszeiten bzw. die vollständige Schließung sowie die Einnahmeausfälle zwangen viele Standorte zum Personalabbau, insbesondere bei den Saisonkräften sowie Gästeführern. Trotz der sukzessiven Rückkehr zum ‚Normalbetrieb‘ im Jahr 2022 ist der Personalbestand (noch) nicht wieder angepasst worden.

Finanzen
Erheblich reduzierte (oder insgesamt ausgefallene) Einnahmen aus Eintrittsgeldern, aber auch aus nicht durchführbaren Sonderveranstaltungen oder Vermietungen führten zu massiven Deckungslücken in den Wirtschaftsplänen. Teilweise wurden diese abgemildert durch (zumeist jährlich abnehmende) öffentliche oder private finanzielle Sonderunterstützungen. Die Gesamtsituation führte bei vielen Standorten zu wirtschaftlichen Problemen, die in einigen Fällen anhalten und die Existenz einzelner Standorte grundsätzlich gefährden.

Besucher
Die Pandemie führte zu einem erheblichen Einbruch der Besucherzahlen. Bereits im Jahr 2020 waren sie nur noch etwa halb so hoch wie im Jahr 2019 und im Jahr 2021 gingen sie nochmals leicht zurück. Mit dem Auslaufen der Pandemie und dem sukzessiven Aufheben der Beschränkungen stiegen die Besucherzahlen im Jahr 2022 wieder erfreulich an und übertrafen sogar leicht das Jahr 2019.

Die Einschränkungen machen sich auch bei der Herkunft der Besucher bemerkbar: die Zahl der internationalen Besucher halbierte sich in 2021 sowie 2022; der Anteil der regionalen Besucher ist entsprechend höher.

Zielgruppen
Die Einrichtungen der Industriekultur sprechen breite Bevölkerungsschichten (allgemeine Öffentlichkeit: 80 Nennungen von den 84 teilnehmenden Standorten, Familien: 70 Nennungen) an. Zudem verfolgen sie einen wichtigen Bildungsauftrag; für 45 Standorte sind Schüler eine wichtige Zielgruppe. Die im Tourismus wichtigen Zielgruppen (Senioren 50+: 59, Bildungsreisende: 48, Junge Leute: 68 und die Mice-Gruppe: 37) haben einen hohen Stellenwert.

Perspektiven
Eine deutliche Wende zum Positiven ist bei der aktuellen Situationsbewertung zu verzeichnen: insbesondere das regionale Konsumklima, die Besucherentwicklung, die finanzielle Situation allgemein sowie das erwartete wirtschaftliche Ergebnis werden (im Gegensatz zu 2021) mehrheitlich zwischen befriedigend bis sehr gut eingeschätzt.

Maßnahmen
Bei den für das Jahr 2023 geplanten Maßnahmen werden u.a. die Verbesserung der Energieeffizienz, Ausweitung der Öffnungszeiten, Maßnahmen zur Kostenreduzierung sowie Personalgewinnung deutlich öfter genannt als in 2021. Während die Hauptziele 2021 fast ausschließlich im Zusammenhang mit der Überwindung der Coronapandemie und ihrer Folgen standen, werden nun wieder ‚normale‘ Ziele wie Verbesserung der Standort- und Ausstellungsqualität, der Finanzsituation sowie Umsetzung baulicher Maßnahmen genannt.