Gösta Michael Serlachius (1876–1942)


Gösta Serlachius war einer der führenden finnischen Unternehmer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus übte er großen Einfluss in politischen und militärischen Fragen aus. Auch als Kunstkenner machte er sich einen Namen. Seine Sammlungen werden heute in einem der bedeutendsten Museen des Landes gezeigt.

Er kam als Sohn eines Brauereibesitzers in Pietarsaari zu Welt, besuchte eine schwedischsprachige Schule und studierte an der Universität von Helsinki. 1898 trat er in die Firma für forstwirtschaftliche Produkte ein, die sein Onkel G. A. Serlachius (1830-1901) in Mantta, 90 km nordöstlich von Tampere, gegründet hatte. 1902, als der Betrieb in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, stieg er zum Geschäftsführer auf. In Wien und in den USA befasste er sich anschließend mit Technologien zur Herstellung von Papier. In diesem Zusammenhang kam er in Berührung mit neuen Ideen zur Sicherheit am Arbeitsplatz und zur Bereitstellung von Gesundheitseinrichtungen für Industriearbeiter. Nach seiner Rückkehr nach Finnland übernahm er von 1904-08 die Geschäftsführung einer Papierfabrik in Kangas, versah von 1908-13 die Aufgabe eines geschäftsführenden Direktors der Fabrik für forstwirtschaftliche Produkte in Kymmene und wechselte 1913 zur elterlichen Firma G. A. Serlachius AB, wo er bis zu seinem Tod 1942 ebenfalls die Stellung eines geschäftsführenden Direktors innehatte. Er war der geborene Manager und machte das Unternehmen zu einem der landesweit führenden Produzenten für forstwirtschaftliche Erzeugnisse. Zugleich spielte er eine führende Rolle bei der Herausbildung nationaler Interessenverbände und trat dabei als Wortführer der finnischen Industrie auf.

Während des finnischen Bürgerkriegs 1918 kämpfte er auf Seiten der Weißen Armee. 1939 ging er nach Großbritannien mit dem Auftrag, dort nach der Eroberung Finnlands durch die Sowjetunion militärische Unterstützung für sein Land zu erbeten.

Nachdem Mantta 1922 als Stadt unabhängig geworden war, trug er viel dazu bei, aus dem Ort eine industrielle Modellsiedlung zu machen. U. a. unterstützte er den Bau eines Entbindungsheims und gab überdies eine Kirche in Auftrag, die aufgrund ihrer Ausstattung – Skulpturen von Hannes Autere, Glasmalereien von Alvar Cawn, ein Kirchenfenster von Eric Ehrstrom – einige Bekanntheit erlangt hat.

1898 begann er Gemälde zu sammeln und bereits 1919 vermachte er dem Ateneum-Museum in Helsinki 86 Werke aus seiner Kollektion. Den Anstoß für die Entwicklung des Gösta-Serlachius-Museums der feinen Künste gab sein Sohn R. Erik Serlachius (1901-80). Es wurde 1945 eröffnet und logierte im damaligen Wohnsitz der Familie, dem Herrenhaus Joenniemi, das 1972 in den Besitz der Gösta-Serlachius-Stiftung überging. Seit 1973 steht dem Museum, das heute bis zu 30.000 Besucher im Jahr empfängt, ein hauptamtlicher Stiftungsverwalter vor.

Das Unternehmen Serlachius war im späten 20. Jahrhundert Gegenstand einer Reihe von Firmenfusionen und gehört derzeit zur Metsa-Serla-Gruppe. Das Weiße Haus in Mantta, 1934 als Hauptverwaltung gebaut, beherbergt das G. A. Serlachius Museum und illustriert den Prozess der finnischen Industrialisierung von den 1850er Jahren bis in die Gegenwart.