Zeitschrift Industriekultur 4.23: Vier ERIH-Ankerpunkte im Porträt

Das letzte Heft der Zeitschrift Industriekultur in diesem Jahr hat den Schwerpunkt „Archäologie der Moderne“ und geht dabei unter anderem auf aktuelle Ausstellungen zum Thema im Ruhrmuseum auf Zollverein in Essen sowie in den Museen der Landschaftsverbände in Herne und Bonn ein. Auf den ‚ERIH-Seiten‘ bieten vier Ankerpunkt-Porträts einen spannenden Überblick über die Bandbreite und touristische Vielfalt der Europäischen Route der Industriekultur.

Das Energiemuseum Lichtfabrik in Ponferrada, Spanien, symbolisiert eine neue, vielversprechende Technologie: Licht als erste Anwendung in der Geschichte der industriellen Stromerzeugung. Dabei diente die Stromversorgung durch das 1919 gebaute Wärmekraftwerk zunächst nur der Kohlebrikettfabrik und anderen Industrie- und Verwaltungseinrichtungen des Minero Siderurgica de Ponferrada (MSP). Dieser Konzern wird in der Folgezeit zum bestimmenden Wirtschaftsmotor der Region und versorgt von 1930 bis 1971 das allgemeine Stromnetz von Ponferrada. Spannend an dem Industriemuseum ist, dass es die Geschichte der Lichtfabrik konsequent aus der Perspektive der Menschen erzählt, die dort gearbeitet haben. Dank seiner sorgfältigen Restaurierung gilt es heute als ein Juwel der spanischen Industriekultur.
Artikel "Ein Kraftwerk im Licht der Geschichte. Das Energiemuseum Lichtfabrik in Ponferrada. Spanien"

Auch das Eisenbahnmuseum in Lousado, Portugal, genießt den Ruf eines kostbaren Relikts der portugiesischen Eisenbahngeschichte. Der umfangreiche Fahrzeugpark mit Exponaten, die von luxuriösen Passagierwagen über einen Ambulanz-Waggon bis zu offenen Massengutwaggons reichen und für insgesamt acht Eisenbahngesellschaften in sechs Ländern fuhren, umfasst die neun Jahrzehnte zwischen 1875 und 1965. Unter anderem steht hier mit der CF PPV 6 Portugals älteste Schmalspurlok, ein Import aus England anno 1874. Dass der Standort Lousado gemeinsam mit anderen Zweigstellen 1979 Eröffnung feiern konnte, ist vor allem dem portugiesischen Bahningenieur Armando Ginestal Machado (1913 - 1991) zu verdanken, der sich sehr für die Umwandlung historischer Bahnanlagen in Museen eingesetzt hat.
Artikel "Depot konserviert Geschichte auf Schienen. Nationales Eisenbahnmuseum in Lousado. Portugal"

Das Besucherbergwerk Grube Fortuna in einem Waldgebiet nördlich von Solms-Oberbiel bei Wetzlar, Deutschland, war die vorletzte Eisenerzgrube in Deutschland, die ihren Betrieb einstellte. Das war 1983. Damit endete zugleich die mehr als 2000-jährige Geschichte des Eisenerzabbaus in Hessen. Heute ist die ehemalige Roteisensteingrube Fortuna der erste ERIH-Ankerpunkt in diesem Bundesland. Highlights wie die Seilfahrt im Förderkorb bis zu einer Tiefe von 150 Metern, die Fahrt in der Grubenbahn und die zahlreichen Original-Maschinen bieten Besuchern und Schulklassen spannende Eindrücke und Erlebnisse. Großen Anteil daran haben die engagierten Mitarbeiter, zu denen seit diesem Jahr erstmalig ein Geologe zählt. Er steht für die zusätzliche Funktion des Besucherbergwerks als Geo-Informationszentrum im Nationalen GEOPARK Westerwald-Lahn-Taunus.
Artikel "Besucherbergwerk Grube Fortuna in Solms-Oberbiel, Hessen"

Monfalcone, der nördlichste Hafen Italiens, ist eng verknüpft mit dem Namen der Fabrikantenfamilie Cosulich. Sie und die örtliche Werftindustrie stehen im Zentrum des MuCa - Museum der Schiffbauindustrie. Platz gefunden hat es in einem palastartigen Bau des Wiener Jugendstils, der früher als „Arbeiterhotel“ bekannt war und einen Teil der gartenstadtähnlichen Werkssiedlung bildete, die die Cosulich für ihre Schweißer, Mechaniker, Elektriker, Ingenieure, Zimmerleute und Innenarchitekten errichten ließ. Denn ihre Werftgründung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die die kleine Küstenstadt zum weltbekannten Herkunftsort eleganter Luxusliner und Kreuzfahrtschiffe macht, ging einher mit einem außergewöhnlichen Engagement für das Wohlergehen der Belegschaft. Mit überlegt eingesetzter Multimedia-Technik versetzt das Museum die Besucher zurück in die „goldenen Zeiten“ des örtlichen Schiffsbaus mit ihren historischen Lebens- und Arbeitsbedingungen.
Artikel "Wo Kreuzfahrtriesen zur Welt kommen. MuCa - Museum der Schiffbauindustrie in Monfalcone. Italien"