Carl Ferdinand Stumm (1836–1901)

Carl Ferdinand Stumm (später von Stumm-Halberg) war ein deutscher Stahlmagnat und Politiker. Er baute sein alteingesessenes Familienunternehmen, die Gebrüder Stumm, aus und wurde zu einem der reichsten Menschen im Deutschen Reich.

Er wurde in Saarbrücken im Saarland geboren. Seine Familie war seit mehr als einem Jahrhundert als Eisenmeister tätig. Die Firma Gebrüder Stumm wurde 1806 von seinem Großvater, Friedrich Philipp Stumm, und seinen Brüdern gegründet. In den 1830er Jahren verfügten sie über drei Hüttenwerke zum Schmelzen und ein Puddelwerk für Schmiedeeisen. Stumms Vater, Carl Friedrich Stumm, war von 1835 bis zu seinem Selbstmord in der Wirtschaftskrise der 1840er Jahre Alleininhaber. Da Carl Ferdinand erst 12 Jahre alt war, übernahm der Bruder seiner Mutter, Carl Böcking, die Leitung der Firma. Nach der Technikerschule in Siegen sammelte Stumm zwei Jahre lang Erfahrungen in den familieneigenen Neunkirchener und Sayner Eisenhütten und bereiste Eisenhütten in anderen Ländern. Danach leistete er freiwilligen Wehrdienst und studierte Jura, Politik und Hüttenwesen in Bonn und Berlin. Im Alter von 22 Jahren trat er in das Unternehmen ein und übernahm die Leitung der Neunkirchener Hütte. Im Jahr 1871 übernahm er die alleinige Leitung aller Unternehmensbereiche.

Stumm-Halberg baute das Unternehmen behutsam, aber stetig zu einem Marktführer in der deutschen Stahlindustrie aus. Die drei Eisenhütten in Fischbacker, Halberg und Neunkirchen produzierten Roheisen, Gussstücke, Panzerplatten und Stabeisen. Im Jahr 1860 verkaufte das Unternehmen die Eisenhütten in Fischbacker und Halberg und konzentrierte die Produktion in Neunkirchen. Bis 1870 produzierten 1.350 Mitarbeiter jährlich 10.000 Tonnen Roheisen. In mehreren Regionen wurden Kohle- und Eisenerzgruben erworben. Nach der Einführung des Thomas-Verfahrens nahm Stumm-Halbert die Stahlerzeugung in Neunkirchen auf und baute in den 1890er Jahren ein neues Stahlwerk in Uckange in Elsass-Lothringen (damals Deutschland, heute Frankreich). Die jährliche Gesamtproduktion stieg bis 1901 auf etwa 270.000 Tonnen Roheisen. Zu dieser Zeit beschäftigte Stumm-Halberg über 8.000 Mitarbeiter.

Stumm-Halberg hatte eine dominante Einstellung zum Personal: Er verbot die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft und bestimmte Zeitungen und ordnete an, dass das Personal nur mit seiner Erlaubnis heiraten durfte. Als Paternalist sorgte er auch für die Krankenversicherung, soziale Einrichtungen und Wohnungen für seine Mitarbeiter. Er war Mitbegründer der Freien Konservativen Partei, einer protestantischen Mitte-Rechts-Partei, die den Sozialismus ablehnte. Im Jahr 1867 erhielt er Sitze im Reichstag und im preußischen Abgeordnetenhaus, und 1882 wurde er in das preußische Oberhaus berufen.

Stumm-Halbergs Zeitgenossen hielten ihn für so mächtig, vor allem in seiner Basis im Saarland, dass sie ihm den Spitznamen "Scheich von Saarabien" gaben. Da er keinen männlichen Erben hatte, wurde das Unternehmen nach seinem Tod nicht in Alleinbesitz weitergeführt. Sie wurde 1903 in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt, wobei Stumm-Halbergs jüngerer Bruder den Vorsitz und sein Schwiegersohn den stellvertretenden Vorsitz übernahm.