John Kay (1704–80)

Der geniale Erfinder John Kay war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der frühen industriellen Revolution. Seine Erfindung des fliegenden Schiffchens für die Weberei gab den Anstoß für nachfolgende Erfindungen zur Mechanisierung der Textilproduktion.

Kay wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts in der Nähe der Stadt Bury im Nordwesten Englands geboren. Seine Familie war Landwirte, aber im Alter von 14 Jahren ging er bei einem "Schilfmacher" in die Lehre, der die Kämme herstellte, mit denen die Kettfäden auf Handwebstühlen getrennt wurden. Er verließ die Lehre innerhalb eines Monats, da er nach eigener Aussage bereits alles über das Handwerk gelernt hatte. Er entwickelte eine Methode zur Trennung der Kettfäden mit abgeflachtem Draht anstelle der traditionellen gespaltenen Schilfrohre oder Stöcke, die häufig brachen. Er reiste durch England und verkaufte die neuen Drähte an Weber.

Nach diesem ersten Erfolg als Erfinder suchte Kay nach weiteren Möglichkeiten zur Verbesserung der Textilherstellung. Im Jahr 1730 patentierte er eine Maschine zum Verdrehen von Schilfgarnen. Dann patentierte er 1733 das "Weberschiffchen mit Rädern" - später "fliegendes Schiffchen" genannt. Dieses ersetzte das traditionelle Schiffchen, das die Weber über ihre Webstühle führten, um den Schuss durch die Kette zu ziehen. Sein neues Schiffchen hatte Räder und spitze Enden und wurde durch Federn über den Webstuhl geschleudert. Es lief auf einem Brett zwischen den Kästen an beiden Enden und wurde von einer Sehne in der Hand des Webers gesteuert. Durch diese Erfindung verdoppelte sich die Geschwindigkeit des Webens. Sie ermöglichte es auch, mit einer Person statt mit zwei Personen breite Stoffe zu weben und breitere Stücke als zuvor zu weben. Kay gründete in Colchester im Südosten Englands eine Firma zur Herstellung von Webschützen und verlangte eine Miete für deren Benutzung. Er verbesserte sein Design weiter.

Kay fand es schwierig, von den Webern Lizenzgebühren zu erheben. Viele stellten ihre eigenen Schiffchen her, und die Gerichtskosten, um sie wegen Verletzung seines Patents zu verklagen, brachten Kay fast in den Bankrott. Er wurde von Webern bedroht, deren Lebensunterhalt dadurch gefährdet war. Dennoch wurde die Erfindung in der Wollindustrie und ab den 1750er Jahren auch in der Baumwollweberei eingesetzt. In den 1790er Jahren wurde sie in ganz England und ein Jahrhundert später in den riesigen Textilindustrien von Japan, Indien und China eingesetzt.

1747 reiste Kay nach Frankreich, um seine Erfindung mit Unterstützung der französischen Regierung einzuführen. Er erhielt ein Honorar und eine Rente unter der Bedingung, dass er sich aus dem englischen Textilgewerbe zurückzog. Sein Schiffchen wurde ab etwa 1753 in der französischen Textilproduktion eingesetzt. Er kehrte jedoch mindestens fünfmal nach England zurück, um Zahlungen für seine Erfindung zu erzwingen, und 1759 wurde ihm die Rente entzogen. Nachdem er sich entschlossen hatte, in Frankreich zu bleiben, erhielt er 1770 seine Rente zurück und arbeitete mit den französischen Behörden an weiteren Ideen, u. a. zum Ausheben von Kanälen, zur Temperaturregulierung und zur Seidenherstellung.

Kays Drahtrohre und sein fliegendes Schiffchen wurden weltweit eingesetzt, aber er blieb bis zu seinem Tod in finanziellen Schwierigkeiten. Sein Sohn Robert entwickelte die Drop-Box, die es ermöglichte, mehrere Schiffchen gleichzeitig zum Weben gemusterter Textilien zu verwenden.