Alojzy [George] Juhlke (1925–2007)
Alojzy Juhlke ist einer von Millionen Osteuropäern, deren Leben durch den Zweiten Weltkrieg vollkommen aus der Bahn geworfen wurde. Geboren wurde der Bauernsohn in Tuchola bei Bydgoszcz in Polen. Dort sollte er eigentlich eine Lehre als Tischler antreten, doch verschleppten ihn die deutschen Besatzungstruppen im Alter von 17 Jahren als Zwangsarbeiter nach Swinemünde (Świnoujście). Dort schaufelte er mit Tausenden anderen Sand zur Tarnung der Raketenversuchsanstalt in Peenemünde.
Nach der Bombardierung des Ortes durch alliierte Flugzeuge nutzte er das entstandene Durcheinander zur Flucht. Sein Weg führte durch ganz Europa. Über Lille und Gibraltar erreichte er schließlich England, wo er sich zum Panzerfahrer der Ersten Polnischen Panzerdivision ausbilden ließ. Bei den Kämpfen um Caen in der Normandie erlitt er eine schwere Knieverletzung. Nach seiner Genesung arbeitete er eine Zeit lang als Panzerfahrer auf einem militärischen Schießplatz bei Fraserburgh in Nordostschottland. Im Anschluss an seine Ausmusterung durchlief er in Oakdale in Südwales eine Ausbildung zum Bergarbeiter.
1950 heiratete er eine walisische Bergmannstochter. Die nachfolgenden elf Jahre arbeitete er auf der Zeche Crumlin Navigation, bevor er zur Grube Nine Mile Point und anschließend ins Bergwerk von Oakdale wechselte. Ein Leistenbruch im Jahr 1969 zwang ihn erneut, den Arbeitsplatz zu wechseln. Fortan war er bei einer Firma beschäftigt, die Bremsbeläge für Autos herstellte. Während dieser ganzen Zeit reiste er immer wieder nach Polen, doch seine eigentliche Heimat war und blieb Wales. Ungeachtet dessen freute er sich über den technischen Fortschritt, der es ihm erlaubte, polnisches Fernsehen in Oakdale zu sehen.
Eine Abschrift seines Lebensberichts befindet sich im Bergwerksmuseum Big Pit in Blaenavon.