Zeitschrift Industriekultur 3.23: Mährisch-Schlesische Technikroute TECHNOTRASA

Im 19. Jahrhundert gehörte die Mährisch-Schlesische Region im Nordosten der Tschechischen Republik zu den wichtigsten Industrieregionen Mitteleuropas. Katalysator dieser Entwicklung waren Kohle und Stahl. Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Industriekultur stellt 'TECHNOTRASA – surová krása' ('Technikroute – Raue Schönheit') vor, die zugleich eine ERIH-Regionalroute ist. Der virtuelle Rundgang umfasst alle zugehörigen ERIH-Ankerpunkte und -Mitgliedsstandorte.

An erster Stelle steht das „Stahlherz der Republik": der gewaltige Industriekomplex und ERIH-Ankerpunkt Dolní Vítkovice in Ostrava, der drittgrößten Stadt des Landes, die ihrerseits das Zentrum der tschechischen Industrieregion im Dreiländereck zwischen Polen und der Slowakei markiert. Als 1998 die Hochöfen erloschen, wurde das gesamte Areal aus Zeche, Stahl- und Walzwerk zum nationalen Kulturmonument erklärt. Die Umnutzung zum multifunktionalen Kultur- und Bildungs-Hub ist ein dynamischer Prozess, der immer noch anhält.

Bereits 1836 – eine Premiere im im Habsburger Reich, zu dem die Region seinerzeit gehörte – wurden die Hochöfen von Dolni Vitkovice mit Koks beschickt. Eine Pionierleistung kann auch das nahegelegene Bergwerk Michal in Ostrava-Michálkovice, ebenfalls ERIH-Ankerpunkt, für sich beanspruchen: Nach seinem umfassenden Aus- und Umbau in den Jahren 1912-15 war es die erste voll elektrifizierten Zeche des Ostrava-Reviers. Zu verdanken hatte sie das einer damals brandneuen Maschinenhalle, unter anderem ausgestattet mit zwei Elektroumwandlern der Marke Siemens-Schuckert.

Die Lage der ERIH-Standorts Bergbaumuseum im Landek Park verbindet die Natur des unter Schutz gestellten ehemaligen Industriegebiets von Landek mit Sammlungen aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts, die in historischen Fördertürmen, technische Werkstätten und Grubenbädern zur Geltung kommen. Teil des Besuchererlebnisses ist eine Fahrt mit der Grubenbahn. Im ERIH-Standort Tatra LKW-Museum dreht sich alles um Lastwagen und Fahrgestelle eines der ältesten Automobilhersteller der Welt.

Dass es neben Kohle und Stahl noch andere Industrie- und Gewerbezweige gab, belegen zwei weitere ERIH-Standorte. Das Schieferbergwerk Flaschar ist eines der wenigen noch zugänglichen Zeugnisse der um 1900 blühenden Schieferindustrie. Deren Bedeutung kommt allein dadurch zum Ausdruck, dass in der unmittelbaren allein sieben weitere stillgelegte Schieferbergwerke liegen. Für eine ganz andere industrielle Tradition steht das Besucherzentrum Nový Jičín – Stadt der Hüte. Die interaktive Ausstellung verrät viel über die einst lukrative Hutmacherkunst, die dem Ort zeitweise sogar den Ruf einer "Stadt der Millionäre" einbrachte.

Wo viel und hart gearbeitet wird, wird Bier getrunken. Der ERIH-Standort Brauerei Radegast in Nošovice, nur 16 Kilometer südöstlich von Ostrava, profitiert im Gründungsjahr 1970 vom starken Bevölkerungszuwachs durch neu zugezogene Bergleute. Die frühe Rolle der Wasserkraft für die Region belegt die Wassermühle in Bartošovice. Das Getriebe des ERIH-Standorts mit seinen Riemen und hölzernen Seilscheiben erleben Besucher bis heute in voller Funktion.

Artikel 'Kohle und Stahl markieren den Aufbruch. Technotrasa - die Mährisch-Schlesische Technikroute'   
ERIH Regionalroute Technotrasa