André Citroën (1878–1935)
Paris war für mehrere Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts ein Zentrum der europäischen Kraftwagenproduktion. André Citroën erbaute auf einem 19ha-großen Grundstück in Jarvel an der Seine im 15. Arrondissement eine Fabrik, die sich als die größte Industrieanlage erweisen sollte, die die französische Hauptstadt jemals gesehen hatte.
Citroën stammte aus Paris, er war Sohn eines Diamantenhändlers, der 1873 mit seiner Familie aus Warschau zugezogen war. Sein Interesse am Ingenieurberuf wurde durch die Lektüre von Jules Verne (1828-1905) und den Bau des Eiffelturms angeregt. Er schloss die École Polytéchnique im Jahr 1900 ab. Kurz danach sah er auf einer Polen-Reise einen Schreiner an einem Satz hölzerner Zahnräder mit einer Fischgrät-Struktur arbeiten. Er kaufte das Patent dafür und wurde bekannt als der Entwickler der Doppelschrägverzahnung, aus der er den Doppelwinkel, das Logo der Firma Citroën, ableitete. Trotzdem blieb er Zeit seines Lebens mehr Unternehmer als Ingenieur und sein Erfolg geht großenteils auf seine Fähigkeiten im Marketing zurück. 1906 begann er sich für die Produktion von Kraftwagen zu interessieren und wie viele europäische Industrielle war er beeindruckt von Henry Fords River-Rouge-Werken in Detroit, als er 1919 die USA besuchte. Die Prinzipien der Massenproduktion setzte er bei der Granatenherstellung für die französische Armee im Ersten Weltkrieg um und 1919 gründete er in Paris seine eigene Autoproduktionsfirma.
1930 war das Unternehmen der viertgrößte Autohersteller der Welt. Citroën richtete ein Händlernetz ein, das sich über ganz Europa erstreckte und wurde dadurch bekannt, dass er seine Fabrik als "schönste in Europa" bezeichnete. Den Namen Citroën und sein Logo ließ er beleuchtet am Eiffelturm anbringen und nachdem Charles Lindbergh den Atlantik überflogen hatte, gab er für ihn in seinem Werk eine Party. Citroën plante einen revolutionären neuen Wagen mit Vorderradantrieb und einer selbsttragenden Karosserie aus geschweißen Stahlträgern, den "Traction Avant", für den ab 1933 das bestehende Werk abgerissen und durch ein vier Mal größeres ersetzt wurde. Dort wurden am 19. April 1934 die ersten Modelle produziert. Die Entwicklungskosten für das neue Auto trieben die Firma jedoch in den Ruin, so dass sie noch vor Ende des Jahres von dem Gummi-Hersteller Michelin übernommen wurde. André Citroën starb im folgenden Jahr, doch in den neuen Händen entwickelte sich das Unternehmen erfolgreich weiter. Der "Traction Avant" wurde in Fabriken in Vorst (Belgien), Köln, Slough (England) und Kopenhagen montiert und sein Erfolg war gewaltig: Rund 760.000 Exemplare wurden hergestellt und die Produktion lief bis 1956.
Der archetypische Wagen der französischen Bauern, der 2CV, sollte auf der Pariser Motorshow 1939 vorgestellt werden, aber die Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg bewirkte, dass man ihn erst 1948 der Öffentlichkeit präsentieren konnte. 1955 wurde der "Traction Avant" durch die gefeierte DS mit der hydropneumatischen Niveauregulierung ersetzt. Die meisten von Citroëns Fabriken wurden mittlerweile abgerissen, doch an den Namen des Firmengründers erinnert der Park André Citroën, der 1992 am Ufer der Seine auf dem Grundstück seines ersten großen Werks eröffnet wurde.