Éttorre Bugatti (1881–1947)
Étorre Bugatti ist vor allem als Hersteller der prestigeträchtigsten Sportwagen Europas bekannt, aber er interessierte sich auch für andere Felder des Ingenieurwesens und er führte erfolgreich ein relativ bescheidenes Unternehmen mit grenzüberschreitenden Aktivitäten.
Geboren in Mailand als älterer Sohn von Carlo Bugatti (1846-1940), einem Designer von Möbeln und Schmuck im Stil des Art Nouveau, wuchs er in sehr kultivierten Kreisen auf. Eine Weile arbeitete er bei Prinetti&Stucchi, Herstellern von Zwei-, Drei- und Vierrad-Fahrzeugen, baute 1898 seinen ersten Bugatti-Wagen, den Type 1, und nahm 1900 in einem Prinetti&Stucchi-Vierrad-Wagen an der Targa Rignano teil, einem Rennen für Motorfahrzeuge aller Art in Padua-Boloventa. Die Firma Prinetti&Stucchi wurde umstrukturiert, als Giulio Prinetti (1851-1901) 1901 ausschied, um italienischer Außenminister zu werden, aber Bugatti blieb. Sein zweiter Prototyp wurde im selben Jahr auf der Mailänder Messe ausgestellt. Daraufhin lud ihn Baron De Dietrich ein, in seiner Fabrik in Neiderbronn im Elsass (damals Teil des Deutschen Reiches) Autos zu entwerfen und 1906 gründete Bugatti ein Forschungsinstitut in Illkirch-Graffenstaden in den südlichen Vororten von Straßburg (damals ebenfalls Teil des Deutschen Reichs). Ab 1907 war er Produktionsleiter in der Deutz-Autofabrik in Köln, doch 1909 kehrte er ins Elsass zurück und gründete seine eigene Firma "Automobiles E. Bugatti" in Molsheim. Während des Ersten Weltkriegs stellte das Unternehmen Flugzeugmotoren her.
In den zwanziger und dreißiger Jahren feierte Bugatti zahlreiche Erfolge im Motorsport, gewann den ersten Grand Prix von Monaco 1929 und 1937-39 drei Mal in Folge die Vierundzwanzig Stunden von Le Mans. 1932-33 produzierte Bugatti 88 Triebwagen für die Französischen Eisenbahnen, denen zwar ein hoher Kraftstoffverbrauch nachgesagt wurde, die aber trotzdem bis 1958 im Einsatz blieben. Ein Exemplar ist im Eisenbahnmuseum Mulhouse ausgestellt. Da Bugattis Fabriken im Zweiten Weltkrieg zerbombt worden waren und sein Sohn bei einem Unfall starb, fand sich nach seinem Tod niemand, der das Unternehmen weiterführte. Der Markenname wurde in den neunziger Jahren für eine exklusive Auswahl von Sportwagen wiederbelebt und 1998 kaufte Volkswagen ihn auf.
Insgesamt wurden nicht mehr als 8000 Bugattis gebaut, aber davon ist vermutlich ein höherer Prozentsatz erhalten geblieben als von jeder anderen Marke, und sie sind in allen führenden Autosammlungen Europas vertreten.