Im März 1998 holen Kumpel der Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort exakt 20.262 Tonnen verwertbare Kohle aus der Tiefe – Weltrekord! Kein Wunder bei einem Standort, der schon zuvor technische Maßstäbe setzt - als Europas erste voll mechanisierte Zeche zum Beispiel. Und doch kann nichts das Ende des Kohlebergbaus abwenden: weder die Zusammenlegung mit der Zeche Niederberg zum Bergwerk West 2002 noch der spektakuläre Protest von Kamp-Lintforter Bergleuten, die eine Kohlelore mit bloßer Muskelkraft bis nach Berlin ziehen. Am 21. Dezember 2012 – gut 100 Jahre nach der Gründung der Zeche – fährt die letzte Schicht ein.
Seitdem erfindet sich Kamp-Lintfort neu, mit den ehemaligen Bergwerksanlagen im Mittelpunkt. Denn ohne sie gäbe es den Ort gar nicht – ohne sie und den Industriepionier Franz Haniel, der bei einer Probebohrung 1854 nachweist, dass sich die Kohlevorkommen des Ruhrgebiets linksrheinisch fortsetzen. Rund 50 Jahre später nimmt die frisch gegründete deutsch-französische Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG den Zechenbau in Angriff. Wo vorher nur zwei Dörfer lagen, Kamp und Lintfort, entsteht innerhalb weniger Jahre ein Bergwerk mit zwei Schächten, Ziegeleien, Werkssiedlungen, Geschäftshäusern, Schulen, Kirchen, Straßen und Plätzen. Im Zentrum: die repräsentative Friedrich-Heinrich-Allee, zechenseitig gesäumt von einer Flucht giebelbewehrter Schmuckfassaden, die einer Gruppe weiß verputzter Direktorenvillen samt Kasino gegenüberstehen. Darüber erhebt sich, hoch und schlank, der weithin sichtbare Förderturm als Wahrzeichen der Stadt.
Dieses mittlerweile denkmalgeschützte Setting bildet 2020 die imposante Kulisse für eine vielbesuchte Landesgartenschau. Von der 70 Meter hohen Plattform des Förderturms genießen Besucher seither einen sensationellen Fernblick bis nach Duisburg. Aber auch die unmittelbare Umgebung ist Teil des Panoramas: die historische Bergbaustadt mit Beamtensiedlung und neu gestaltetem Zechenpark; das Zentrum für Bergbautradition, das im Haus des Bergmanns und in einem Lehrstollen Alltag und Arbeit der Bergleute lebendig macht; ein Erlebnispark mit moderner Tierhaltung und damit verbundenem Therapie- und Spielangebot; und nicht zuletzt die heutige Stadtlandschaft, zu der auch ein Campus der Hochschule RheinWaal gehört – als ein Symbol für den gelungenen Strukturwandel.
Zechenpark Friedrich Heinrich
Infozentrum Stadt und Bergbau
Friedrich-Heinrich-Allee 81
47475 Kamp-Lintfort
Deutschland
+49 (0) 2842 - 9030871
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