Selfkantbahn

Die Geschwindigkeit ist atemberaubend: Mit gerade mal knapp 20 Kilometern in der Stunde saust die Eisenbahn durch die liebliche Landschaft des Selfkants. Durch das geöffnete Fenster verirren sich ab und zu die Rauchschwaden der Dampflok in das Innere der Waggons. Die “Holzklasse” ist gut gefüllt, so dass die Schaffner mit ihren schicken Uniformen eine Weile brauchen, bis sie mit der Lochzange die Fahrkarten aus Pappe “geknipst” haben. Jetzt bremst die Bahn ab, lautes Läuten und Pfeifen der Lok ertönt: Wir queren einen Bahnübergang.

 

Ist das eine Beschreibung einer Eisenbahnfahrt aus dem Jahr 1920? Weit gefehlt, eine solche nostalgische Dampflokfahrt können die Gäste der Selfkantbahn auch heute noch an vielen Sonn- und Feiertagen im Jahr erleben. Dabei war das Sterben dieser Eisenbahnstrecke 1971 schon beschlossene Sache. Seit dem April 1900, also mehr als 70 Jahre lang, hatte die damals 38 km lange Strecke der Geilenkirchener Kreisbahn (GKB) das ländlich geprägte Gebiet des Selfkants im äußersten Westen Deutschlands mit dem Aachener Kohlenrevier verbunden. Nicht nur Personennahverkehr, sondern auch Güterverkehr wurde auf dieser Strecke betrieben. In Alsdorf besaß die GKB Anschluss an die Kohlengrube Anna I. Vor allem die Ziegeleien zwischen Geilenkirchen und Tüddern benötigten die Steinkohle für ihre Produktion. Aber auch Sand, Kartoffeln oder Ölsaaten wurden mit der Bahn transportiert. Nach dem Krieg kamen auch Zückerrüben dazu. Die Kleinbahn besaß sogar spezielle Verladerampen für die “Knollen”. Doch die Konkurrenz der Straße wurde zu mächtig. Nur Dank des großen Engagements der “Interessengemeinschaft Historischer Schienenverkehr e.V.” konnte die Selfkantbahn als Museumsbahn seit 1971 betrieben und somit erhalten bleiben.

 

Heute verkehrt die nostalgische Linie mit einer Spurweite von nur 1 m auf einer Strecke von 5,5 km Länge zwischen Gillrath und Schierwaldenrath. Eine große Museumshalle in Schierwaldenrath bietet den historischen Fahrzeugen Schutz vor der Witterung und an den Aktionstagen den Besucherinnen und Besuchern einen interessanten Einblick in die Welt historischer Schienenfahrzeuge. Sonderausstellungen ergänzen diese Schau.

 

Zahlreiche attraktive Sonderfahrten locken die Gäste das ganze Jahr über auf die Strecke: Oster- und Spargelfahrten, Mondscheinfahrten mit Spanferkelessen und Musik, Teddybärtage oder abendliche Kartoffelfahrten. Und wer sich den Traum seiner Kindheit erfüllen möchte, der kann in einem dreitägigen Seminar sogar Ehrenlokomotivführer werden!

 

Selfkantbahn
Interessengemeinschaft Historischer Schienenverkehr e.V. (IHS) Postanschrift: Postfach 10 07 02, 52007 Aachen Standort Selfkantbahn:
Am Bahnhof
52530 Gangelt
Deutschland
+49 (0) 241 - 82369
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