Seidenmachersiedlung San Leucio

Das Casino Reale de Belvedere, drei Kilometer nordöstlich von Caserta und 33 Kilometer nördlich der bourbonischen Reichshauptstadt Neapel, war einst Sommerpalast und Jagdsitz der bourbonischen Monarchen. König Ferdinand I. ließ das Bauwerk 1774 nach den Plänen von Luigi Vanvitelli errichten. Nachdem jedoch sein Sohn und Thronfolger dort 1778 den Tod fand, entwickelte er eine Aversion gegen den Palast und war zugleich entschlossen, den zugehörigen Ort unter dem Namen Ferdinandopoli zu einem Zentrum der Seidenverarbeitung zu machen. In diesem Sinne beauftragte der König den Architekten Francesco Collecini mit der Aufgabe, den Palast in eine Seidenfabrik umzubauen. Diese bildete fortan den Kern des Manufaktursystems: Sie beherbergte Maschinen zum Zwirnen und Aufspulen des Seidengarns, das dann von Webern verarbeitet wurde, die in den nahe gelegenen Reihenhäusern der Via Giardini Reali und der Via Vaccheria lebten und arbeiteten.

Zwar verhinderte der Einmarsch französischer Truppen 1799 eine nennenswerte Ausweitung dieser frühindustriellen Arbeitsteilung, doch setzte sich die einmal begonnene Seidenproduktion fort. 1823 entstand hinter dem Palast eine wassergetriebene Seidenzwirnerei, und in den 1830er Jahren gingen die örtlichen Weber mehr und mehr dazu über, Jacquard-Webstühle zu benutzen. Gegenwärtig erinnern daran noch das gewaltige Wasserrad und Zwirnstühle mit 480 bzw. 720 Spindeln.

San Leucio dient heute als Zentrum für Ausbildungsprogramme im Hinblick auf die Herstellung und die Weiterverarbeitung von Seide. Ein Museum präsentiert alle Phasen der Herstellung von Seide. Die Gebäude der Seidenfabrik samt zugehörigen Wohnhäusern sind seit 1997 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Seidenmachersiedlung San Leucio
81100 Caserta
Italien
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