Stählerner Tausendfüßler, Eisengewinde, stahlharter Drache: Schon immer reizte sie zu bildhaften Vergleichen. Sogar als Engel wurde sie bezeichnet: die Wuppertaler Schwebebahn. Sie ist einzigartig auf der Welt, und das seit mehr als 100 Jahren. Rund eine Stunde dauert die Fahrt von Endstation zu Endstation und wieder zurück – durch die Luft, wie es scheint. Denn Schienen und Räder sind über dem Dach angebracht. Unten fließt die Wupper – genau zwölf Meter tiefer. Nur in Richtung Vohwinkel verläßt die Bahn den Fluß und schwebt für etwas mehr als drei Kilometer über der Straße. Auf der gesamten Strecke bieten sich immer wieder prächtige Blicke auf die Stadt. Das liegt nicht nur an der luftigen Höhe der Waggons, sondern auch an Wuppertal selbst – oder besser: an der Natur des namengebenden Tals. Das ist eng und tief eingeschnitten und zwingt den Ort, sich in die Länge zu strecken und wie die Schwebebahn dem Flußverlauf zu folgen. Auf diese Weise zieht die früh gewachsene und eng miteinander verflochtene Industrielandschaft der Stadt mit ihren traditionsreichen Textilfabriken, Wohnvierteln und Plätzen wie ein Panorama an den Waggonfenstern vorbei. Ein besonderes Erlebnis verspricht die Fahrt im historischen Kaiserwagen. Darin saßen einst Wilhelm II. nebst Gattin und erwiesen dem fast fertiggestellten Jahrhundertprojekt ihre kaiserliche Reverenz.
Die Schwebebahn war für Wuppertal wie geschaffen. Vollkommen unabhängig vom bestehenden Straßennetz bot sie eine zügige und direkte Verbindung von einem Ende der Bandwurmstadt zum anderen. Überdies nahm sie mit ihrer Aufhängung über dem Fluß keinen Platz weg und sparte auch noch jede Menge Grunderwerbskosten. Ihr Prototyp stand in der Zuckerfabrik des Kölner Unternehmers Carl Eugen Langen, der mit Leidenschaft über kniffligen technischen Fragen brütete. Für den Lastentransport in seiner Fabrik entwickelte er ein Hängebahnsystem, das die Wuppertaler Stadtväter nachhaltig überzeugte: Diese Bahn wollten sie haben! 1898 begannen die Bauarbeiten an dem insgesamt 13,3 Kilometer langen Stelzengerüst. Drei Jahre später, am 1. März 1901, nahmen die hängenden Züge ihren regelmäßigen Betrieb auf. Heute zählt die Schwebebahn mehr als 23 Millionen Fahrgäste jährlich und gilt als eines der sichersten Verkehrsmittel der Welt.
Wer die Schwebebahn an der Haltestelle 'Werther Brücke' verlässt, erreicht nach einem kurzen Fußweg das Schwebebahn-Erlebnismuseum 'Schwebodrom'. In drei Abteilungen präsentiert es die Geschichte der Mobilität Ende des 19. Jahrhunderts, zeigt Exponate und erzählt Geschichten von und über die Schwebebahn. Höhepunkt ist eine virtuelle Schwebebahnfahrt in einem historischen Wagen aus dem Jahr 1900; die Zeitreise führt durch das Tal der Wupper im Jahr 1929, dem Gründungsjahr der Stadt Wuppertal.
Schwebebahn | Erlebnismuseum 'Schwebodrom'
'Schwebodrom' Museum
Werth 96
42275 Wuppertal
Deutschland
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