1586 taucht zum ersten Mal die Glashütte Münzthal in einem Schriftstück auf. Hier gab es genug Sand, Holz, Farnkraut, um daraus Glas zu machen. Bereits 1781 spezialisierten sich die Glasmacher von Saint-Louis auf Bleikristall. Das ließ sich nicht nur die Französische, sondern auch die Industrielle Revolution überstehen. Die Entscheidung für ein Luxusgut erwies sich als zeitlos.
Das seit dem 14.Jahrhundert florierende Glashandwerk in der Region Vosge ist auf die außerordentlichen Werbemaßnahmen der Herzöge von Lothringen zurückzuführen: Steuer-, Niederlassungs- und Handelsfreiheit, gleiche Rechte und Pflichten wie sie der Adel genoss für alle Glasmacher, die hier ihre Werkstätten eröffneten. Konflikte folgten und einige Glasmacher wanderten ab, andere ließen sich fernab von den Herzögen im Bitscher Land nieder. 1767 gründete sich in Saint-Louis eine Glaswerkstatt. Den Wettbewerbsvorsprung durch die Herstellung von Bleikristall wusste die Cristallerie Royale zu nutzen. Sie entwickelte neue Techniken, wie Säuregravur, Golddekor sowie im Jahr 1845 das erste gläserne Papiergewicht und bot bereits 1834 ein Tafelglasservice an. Die Gegenwart gehört in Saint-Louis dem jungen Design, dem Glasservice Bubbles der Designerin Teleri Ann Jones oder dem neobarocken Leuchter Flamboyance nach einem Entwurf von Hilton McConnico.
Werk und Siedlung Saint-Louis füllen ein enges von Wäldern gesäumtes Tal. Die Anlage folgt der Topographie: Herrenhaus, die Kirche mit ihrem konisch zulaufenden Turm und ihren ausladenden Kristallleuchtern und die alte Schule besetzen die Hänge, während sich entlang des Tales die Werkshallen und die sie flankierenden Reihen der Siedlungshäuser der Arbeiter erstrecken. Im Zentrum des Dorfes entstand das im Sommer 2007 eröffnete Glasmuseum „La Grande Place“. Der „große Raum“ gleicht einem Riesenregal aus Holz und Glas. Auf einer sanft ansteigenden schiefen Ebene führen auf 20 Stationen, begleitet von 20 Videos mit deutschen und englischen Untertiteln, vorbei an 1500 kristallklaren Zeugen zur örtlichen Glasgeschichte. Ursprung und Endprodukt werden eins, wenn der Blick entlang des prächtigen Kristalllüsters nach unten zu den Resten eines gemauerten Glasofens führt. Glas verpflichtet die Architektur zur Offenheit, die sich im gläsernen Regal mit seinen Durchblicken zu den in der benachbarten Schauglaswerkstatt arbeitenden Glasbläsern und Glasschleifern gefällt.
La Grande Place – Kristallmuseum Saint-Louis
Rue Coetlosquet
57620 Saint-Louis-lès-Bitche
Frankreich
+33 (0) 8706 - 4004
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