Nach dem Ende der Habsburgermonarchie finden im Mai 1919 in Wien Gemeinderatswahlen nach einem neuen Wahlrecht statt – und erstmals sind auch die Frauen wahlberechtigt. Die neue, nun sozialdemokratisch geführte Stadtverwaltung geht daran, die gravierende Wohnungsnot zu lindern und errichtet bis zum gewaltsamen Ende des „Roten Wien“ durch den austrofaschistischen Ständestaat im Jahr 1934 über 380 Wohnbauten mit knapp 65.000 Wohnungen.
Der bekannteste dieser Gemeindebauten ist der Karl-Marx-Hof in Wien Döbling, dem 19. Bezirk. Der zwischen 1927 und 1930 errichtete Komplex ist über einen Kilometer lang und enthält zum Zeitpunkt seiner Eröffnung 1.382 Wohnungen für rund 5.000 Bewohner. Die Baupläne gehen auf Karl Ehn (1884–1957) zurück, einen Schüler von Otto Wagner (1841–1918). Er arrangiert die einzelnen Wohnblöcke um vier große Innenhöfe. Der zentrale Ehrenhof – seit 1985 nach dem Bürgerkrieg im Jahr 1934 "12.-Februar-Platz“ benannt - öffnet sich nach Westen und wird im Osten von einem sechsstöckigen Bauteil begrenzt, den vier große Rundbögen durchbrechen und der von sechs ikonografischen Türmen bekrönt wird.
Wie alle großen Gemeindebauten des Roten Wien verfügte auch der Karl-Marx-Hof über eine ganze Reihe von Infrastruktur- und Gemeinschaftseinrichtungen, wie etwa eine Mutterberatungsstelle und eine Zahnklinik, eine Krankenkassenstelle mit Ambulatorium und eine eigene Bibliothek, ein Postamt und ein Jugendheim. Noch erhalten sind zwei Zentralwäschereien, zwei Kindergärten, die Apotheke sowie Arztpraxen und Geschäftslokale.
Museum „Das Rote Wien im Waschsalon Karl-Marx-Hof“
In Räumlichkeiten des Waschsalon Nr. 2 ist ein Museum eingerichtet, dessen Dauerausstellung die Geschichte des „Roten Wien“ von 1919 bis 1934/45, den Kommunalen Wohnungsbau und Folgeeinrichtungen, die Bildungs- und Kulturarbeit sowie die Fest- und Feierkultur der Wiener Arbeiterbewegung präsentiert.
Karl Marx Hof
12. Februar Platz,
1190 Vienna
Museum 'Das Rote Wien im Waschsalon'
Halteraugasse 7
1190 Wien
Österreich
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