Eines der besonderen Merkmale Belgiens ist das „Vicinal“, ein Netzwerk von Schmalspur-Straßenbahnen, das sich im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert über ländliche Gebiete in allen Teilen des Landes erstreckte. Ein Gesetz von 1874 leitete die Entstehung des Netzwerks ein, das 1945 mit einer Gesamtlänge von 4811 Kilometern seine größte Ausdehnung erreichte. Auf den meisten Strecken verkehrten Dampfstraßenbahnen, doch wurden später viele Linien elektrifiziert beziehungsweise für den Einsatz von dieselgetriebenen Fahrzeugen genutzt. Die Streckenführung folgte meist Straßen, und in einigen Fällen existierten Passagier- und Frachtbeförderung nebeneinander.
Die Strecken, die die Küsten bei Ostende säumen, sind noch erhalten und erfüllen heute zum Teil eine neue Funktion im Metro-Netzwerk von Charleroi. Den besten Eindruck vom ländlichen «Vicinal» bietet Tramway Touristique de l’Aisne (Besucherstraßenbahn Aisne) in Erezée in der Provinz Luxembourg in Südost-Belgien. Die Gründung im Jahr 1964 geht auf eine gemeinnützige Organisation zurück, die ein Jahr später die Aufsicht über die Strecke von Erezée nach Dochamps übernahm. Die Organisation errichtete 1973 ein beachtliches Steingebäude als Depot für Schienenfahrzeuge. Im selben Jahr startete der Betrieb von Dampfzügen, die aber heute nicht mehr eingesetzt werden. Die Gesamtstrecke umfasst 11,2 Kilometer, doch sind derzeit umfangreiche Umbauten im Gange, die den Bahnbetrieb 2017 auf einen Radius von sechs Kilometern beschränkten.
Besucher-Straßenbahn Aisne
Tramway Touristique de l’Aisne
Rue de TTA
6997 Erezée
Belgien
+32 (0) 8647 - 7269
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