Das Arsenale in Venedig, 600 Meter östlich der Piazza San Marco, ist unter den großen staatlichen Werftanlagen Europas die ehrwürdigste. Das älteste Gebäude datiert wahrscheinlich aus dem Jahr 1104. Zu jener Zeit bot die Werft ausschließlich privaten Reedern die Möglichkeit, Schiffe zu bauen und instand zu halten – eine Praxis, die ursprünglich im islamischen und byzantinischen Raum beheimatet war. Die 1320 fertig gestellten Bauten des Arsenale Nuovo (Neues Arsenal) boten nun auch der venezianischen Marine und privaten Handelsschiffen Zugang zur Werft. Das 1473 begonnene Arsenale Novissimo schließlich setzte neue Maßstäbe im Schiffbau, indem es standardisierte Bauteile in Montagestraßen fertigen ließ. Das hatte größte Auswirkungen auf die im Verlauf der folgenden Jahrhunderte zunehmende europäische Seehoheit.
Auch in Bezug auf Feuerwaffen war Venedig Schauplatz wichtiger technologischer Entwicklungen. Um 1600 beschäftigte das Arsenale rund 16.000 Arbeiter, die so genannten Arsenelotti. Das offizielle Eingangsportal, die um 1460 entstandene Porta Magna, gilt als das erste Gebäude der Stadt im klassischen Renaissancestil. Zwei überdachte Schiffsablaufbahnen und diverse Lagerhäuser blicken auf den Rio d’Arsenale. Außerdem beherbergt das Gelände eine Seilerei des 16. Jahrhunderts, Reihen von hydraulischen Kränen und ein Kraftwerk. Seit dem 18. Jahrhundert schmückt sich das Arsenale mit Malereien von Francesco Guardi (1712-93) und Antonio Canaletto (1697-1768). Zwar zogen Zerstörungen durch die Franzosen 1797 Teile des Komplexes in Mitleidenschaft, doch wurde anschließend alles wiederaufgebaut.
In den 1880er und 1890er Jahren entstanden hier einige der wichtigsten Schiffe der italienischen Marine. Ab 1900 gingen dann allerdings die Aufträge an Privatwerften anderswo in Italien. Die Rolle der zentralen italienischen Marinebasis an der Adria füllt heute Ancona aus. Folglich nimmt das Militär nur noch einen kleinen Teil der 32 Hektar großen Fläche des Arsenale in Anspruch. Insgesamt bedeckt die historische Werftanlage etwa sechs Prozent des Stadtgebiets.
Seit 1996/97 beherbergen vier der Gebäude ein Zentrum zur Entwicklung von Schiffstechnologien. Initiator war das Thetis-Konsortium, eine 1991 von verschiedenen Industrieunternehmen und Forschungsinstituten gegründete Vereinigung, die für das genannte Umnutzungsprojekt die Unterstützung der europäischen Union gewinnen konnte.
Arsenal
Arsenale di Venizia
Castello 2737/f
Arsenale
30122 Venezia
Italien
+39 (0) 41 - 240611
Homepage