Eine Reise durch die Geschichte des Bergbaus gehört wohin? Genau, unter die Erde! Das Bergwerk Königin Louise im polnischen Zabrze setzt das perfekt um – der Großteil des Geschehens spielt sich untertage ab. Los geht’s in der Waschkaue der Schachtanlage Carnall, die auch oberirdisch jede Menge zu bieten hat – mit dem weiten Ausblick vom noch erhaltenen Fördergerüst, der schwarz glänzenden Zwillingsdampfmaschine anno 1915 in der Maschinenhalle sowie der Elektrozentrale, die heute eine Ausstellung über die Elektrifizierung des Bergbaus beherbergt. Unten im Bergwerk erwarten die Besucher unter anderem geräumige Gänge mit Ziegelgewölbe, die Rekonstruktion eines unterirdischen Kohlehafens, ein in Europa einzigartiger Stollen, der sich der Länge nach durch einen Kohleflöz gräbt, und Bergbaumaschinen des 20. Jahrhunderts in voller Aktion. Ein weiterer Höhepunkt ist die Fahrt in der elektrischen Grubenbahn „Karlik“. Und als wenn das alles noch nicht genug wäre, liegen seit kurzem Boote bereit, in denen die Besucher einen Kilometer lang auf einem unterirdischen Kanal durch einen ehemaligen Erbstollen aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert gleiten. Für Familien bietet der große Kinderspielplatz an Schacht Wilhelmina den idealen Abschluss dieses spannenden Besichtigungsprogramms.
Königin Louise Stollen
Sztolnia “Królowa Luiza”
Wolnosci 410
41-800 Zabrze
Polen
+48 (0) 32 - 3701127
Homepage
1791 veranlasst Friedrich Wilhelm von Reden, Leiter des Hohen Bergbauamtes in Breslau, die Gründung des Königin-Louise-Bergwerks bei Katowice. Historiker sehen darin den Startschuss für die Industrialisierung Oberschlesiens. Die Zeche stellt von Beginn an Rekorde auf. Bereits 1816 bestreitet sie ein Viertel der gesamten oberschlesischen Steinkohleförderung, 1846 bekommt sie einen der ersten Bahnanschlüsse der Region. Die Abteufung weiterer Zechenschächte steigert die Fördermenge bis 1898 auf 3,3 Millionen Tonnen Kohle jährlich. Zu jener Zeit besteht die Grube bereits aus mehreren Abbaufeldern, die sich im Lauf des folgenden Jahrhunderts zum Zechenkomplex Zabrze-Bielszowice entwickeln und im Rekordjahr 1987 rund 12.000 Menschen beschäftigen. Ein besonders herausragendes Merkmal des Königin-Louise-Bergwerks ist der Hauptschlüssel-Erbstollen, der auf einer Länge von mehr als 14 Kilometern zwei staatliche und etwa 20 private Minen entwässerte und als längster Erbstollen des Steinkohlebergbaus gilt. Es dauerte 64 Jahre, ihn fertigzustellen – von 1799 bis 1863. Der Stollen mündet mitten in Zabrze in den Kłodnica-Kanal, dessen Anbindung an die Oder die Verschiffung der Kohle nach Westeuropa ermöglichte.
Schon 1965 erlaubte die Zechenverwaltung Besuchern, sich den Bergbaubetrieb untertage anzuschauen – als Maßnahme zur Rekrutierung junger Bergleute. In den 1990er Jahren entstand ein Open Air Museum, das die Schließung der Zeche 1998 – nach 207 Jahren! – überdauerte. Gemeinsam mit der Erneuerung des Museums wurde ab 2009 auch der Hauptschlüssel-Erbstollen renoviert und von 20.000 Tonnen Schlamm befreit. Heute ist diese herausragende Ingenieurleistung des 19. Jahrhunderts Besuchern wieder zugänglich und vermittelt ein lebendiges Bild der langen Bergwerksgeschichte. Zu Fuß und während einer Bootsfahrt erleben die Besucher Stollen mit unterschiedlichen Auskleidungen, die Reste früherer Häfen und Spuren kleiner Schachtanlagen. Die erhaltenen Tagesgebäude rund um den „Carnall“-Schacht locken mit spannenden Ausstellungen und einem hochkarätigen Kulturprogramm.
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 4 Stunden |
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Eintritt: | kostenpflichtig |
Barrierefreier Zugang: | bitte Hinweise auf Webseite beachten |
Angebote für Kinder: | |
Gastronomie: | |
Besucherzentrum beim Objekt: | ja |
Museumsshop: | ja |
Bergwerk
täglich 08.30-18.00 Uhr
Erbstollen
täglich 08.30-17.30 Uhr