Wilhelm I., König der Niederlande, hatte die Wahl: 240 Windmühlen oder drei Dampfschöpfwerke. Eile tat not: Jedes Jahr nagten heftige Stürme an den Ufern des Haarlemmermeers, 1836 bedrohten die Fluten des gefräßigen Binnensees sogar Amsterdam. Zwei Jahre später fiel die Entscheidung – zugunsten der Dampfkraft. Die titanische Aufgabe: Trockenlegung einer Wasserfläche von mehr als 18.000 Hektar. Wie, das zeigt das Museum in der ehemaligen Pumpstation De Cruquius, einem der drei damals errichteten Dampfschöfpwerke. Von außen sieht das Gebäude mit seinen Spitzbögen und Mauerzinnen wie ein Wasserschloß aus. Nur der Schornstein will nicht so recht dazu passen, genauso wenig die acht gußeisernen Arme, die aus den oberen Fensteröffnungen ragen. Drinnen verbirgt sich die größte Dampfmaschine, die je konstruiert wurde: Zylinderdurchmesser 366 Zentimeter, Pumpvolumen pro Minute 320.000 Liter Wasser. Das beste daran: Sie arbeitet wieder, wenn auch hydraulisch – die Dampfkessel existieren nicht mehr. Passend zu dieser technischen Meisterleistung erzählt eine Ausstellung im einstigen Kesselhaus vom immerwährenden Kampf der Niederlande gegen das Wasser.
Haarlemmermeermuseum De Cruquius
Cruquiusdijk 27
2142 ER Cruquius
Niederlande
+31 (0) 23 - 5285704
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1849: Dunkle Wolken hängen über den Schornsteinen der drei Schöpfwerke Leeghwater, Lynden und Cruquius. Ihre gigantischen Dampfmaschinen verschlingen gigantische Mengen Kohle. Dafür verrichten sie eine gigantische Arbeit: Innerhalb von nur drei Jahren legen sie das gesamte Haarlemmermeer trocken – eine Meisterleistung der Ingenieurkunst! Und das im Land der Windmühlen, wo die neue Technologie der Dampfkraft auf größtes Mißtrauen stieß. Doch Stürme und drohende Überschwemmungen verlangten nach wirksamen Gegenmitteln, auch im Haarlemmermeer: Der durch Torfstich entstandene und unkontrolliert wachsende Binnensee gefährdete zunehmend die umliegenden Städte. Schließlich gab es nur noch eine dauerhafte Lösung: die vollständige Trockenlegung. Aber 800 Millionen Kubikmeter Wasser abpumpen: Wie sollte das gehen? Die Dampfmaschine, die das hätte leisten können, war noch gar nicht erfunden. König Wilhem I., ein Freund des Fortschritts, ging das Risiko ein. Die drei von ihm in Auftrag gegebenen Schöpfwerke stellten alles bisher Dagewesene in den Schatten. Von 1849 bis 1852 liefen sie durchgehend auf Hochtouren und beförderten pro Hubbewegung jeweils 8000 Liter in einen vorbereiteten Entwässerungskanal. Danach arbeiteten sie nur noch sporadisch, um den Polder trockenzuhalten. Zugleich erforderte die intensive landwirtschaftliche Nutzung immer leistungsfähigere Pumpen. Technisch äußerte sich das in einer kontinuierlichen Modernisierung der Schöpfwerke Leeghwater und Lynden. Cruquius dagegen blieb unverändert und stellte 1932 endgültig den Betrieb ein – seiner veralteten maschinellen Ausstattung wegen. Tatsächlich war sie das eigentliche Kapital: Bereits 1933 wurde die historische Pumpstation zu einem der ersten Industriedenkmäler weltweit erklärt. Lediglich die Dampfkessel fehlten – sie waren im Zuge der Stillegung verschrottet worden. Erst 2002 gelang das Kunststück, die Dampfmaschine mit hydraulischen Mitteln wieder in Gang zu setzen.
Empfohlene Aufenthaltsdauer: | 1,5 Stunden |
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Eintritt: | kostenpflichtig |
Barrierefreier Zugang: | vollständig |
Gastronomie: | |
Museumsshop: | ja |
März bis Oktober:
Montag bis Freitag 10.00-17.00 Uhr
Samstag, Sonntag, Ferien 11.00-17.00 Uhr
November bis Februar:
Mittwoch 13.00-17.00 Uhr
Samstag, Sonntag 11.00-17.00 Uhr