Exportschlager: Die Bata-Schuhfabrik als geplante Stadt

Die mährische Stadt Zlín in Tschechien müsste eigentlich Bat’a heißen, nach dem Gründer der alles beherrschenden Schuhfabrik im Zentrum des Ortes. Hier schuf Tomáš Baťa (1876-1932) seit der Wende zum 20. Jahrhundert die Keimzelle eines der größten Schuhhersteller der Welt mit Werksgründungen von Indien bis in die USA. Eine dieser Gründungen ist die mittlerweile stillgelegte Bata-Fabrik samt Arbeitersiedlung in East Tilbury unweit von London. Weitere wurden in der Slowakei, der Schweiz, in Frankreich und in den Niederlanden errichtet.

Was die Standorte der Firma Bata miteinander verbindet, ist ihr planmäßiger, hochgradig rationalisierter Aufbau. Tomáš Baťa war ein glühender Anhänger von Henry Fords Massenproduktionssystem und trieb, wie im Museum der Schuhherstellung in Zlín gezeigt, die Rationalisierung in seinen Fabriken rigoros voran. Das umfasste auch die Architektur, deren standardisierte Stahlbetonskelettbauweise im Stil des Neuen Bauens dem funktionalistischen Zeitgeist entsprach. In Zlín gestaltete das Unternehmen Bata darüber hinaus alle Arbeits- und Lebensbereiche: Werkssiedlungen, Schulen, Kino und Krankenhaus erzeugten bei den Beschäftigten Loyalität und steigerten die Produktivität.

Auch der Fabrikstandort East Tilbury besitzt eine Gartenstadt und ein Kino, ehemals ergänzt um ein mittlerweile abgerissenes öffentliches Schwimmbad. Die Fabrik selbst geht auf Entwürfe von Vladimir Karfík zurück, der in Zlín die Firmenzentrale plante und umsetzte.