Cornwalls Dampfmaschinen legen nicht nur Bergwerke trocken

Ohne Dampfmaschinen aus Cornwall wäre der industrielle Bergbau des 18. und 19. Jahrhunderts buchstäblich abgesoffen. Und Amsterdam wohl auch. Denn die niederländische Hauptstadt hatte ein Problem: Das gleich südlich gelegene Haarlemmermeer, ein Süßwassersee, war durch fortwährenden Torfabstich so groß geworden, dass es die Stadt bei schweren Stürmen zu überfluten drohte. Selbst der massivste Deich schien zu schwach, und Pläne, den gewaltigen See mit hunderten von Windmühlen trockenzulegen, scheiterten unter anderem an den Kosten.

In ihrer Not blickten die Fachleute des Landes nach Großbritannien und speziell nach Cornwall. Die dortigen Maschinenbauer hatten sich einen Namen damit gemacht, Bergwerke mit leistungsstarken Hochdruck-Dampfmaschinen zu entwässern. Deren Erfinder, Richard Trevithick, kam ebenfalls aus Cornwall. Auf diese Hochtechnologie hatten es die Niederländer abgesehen. Also wandten sie sich an Harvey & Co. aus Hayle in Cornwall, eine der damals führenden Maschinenbaufirmen. Das Unternehmen hatte bereits die nahegelegene East-Pool-Mine bei Redruth mit Hochdruck-Dampfmaschinen ausgestattet – sie gehören heute zu den letzten erhaltenen Exemplaren.

Dieselbe Firma baute nun für die Niederländer zwei der insgesamt drei benötigten Pumpenanlagen, darunter die größte überhaupt je konstruierte Dampfmaschine. Die kam im Dampfschöpfwerk De Cruquius zum Einsatz – auch sie ist noch zu besichtigen. Und das Haarlemmermeer? Ist längst fruchtbarer Ackerboden und bedroht Amsterdam nicht mehr.