Karl Godulla (1781–1848)

Anfang des neunzehnten Jahrhunderts war Karl Godulla (oder Karolus Godula) ein Pionier der industriellen Revolution in Schlesien - damals in Preußen, heute Teil Polens. Er entwickelte den Kohle- und Zinkbergbau in der Region und baute das größte Industrieimperium der damaligen Zeit in den deutschen Staaten auf.

Godullas Familie waren Bauern in Oberschlesien; er besuchte die Gymnasien in Rudy (heute in Polen) und Opava (heute in Tschechien). Im Jahr 1801 erhielt er eine Anstellung auf den Gütern des Grafen von Ballestrem. Er wurde mehrmals befördert, bis er 1809 zum Gutsverwalter aufstieg. Im Jahr 1812 übernahm er die Verantwortung für die neue Zinkhütte Carl in Ruda, die er zu einer der größten der Welt ausbaute. Graf von Ballestrem belohnte Godulla in Anerkennung seiner erfolgreichen Tätigkeit mit Anteilen an der Hütte. Die Einnahmen hieraus ermöglichtem ihm, neben seiner Tätigkeit als mittlerweile Generalbevollmächtigter der von Ballestrem‘schen Unternehmen, selbst unternehmerisch tätig zu werden.

Als andere Grundbesitzer das Gut daran hinderten, Zinkkarbonat-Bergwerke zur Versorgung der Hütte zu kaufen, ließ Godulla in einem bisher nicht untersuchten Gebiet westlich der Stadt Beuthen (Bytom) sondieren. Er fand reiche abbauwürdige Adern und vereinbarte mit dem dortigen Gutsherrn die Gründung der Mariengrube und die Aufteilung der Gewinne zu gleichen Teilen. In den folgenden Jahren investierte er seine Gewinne in andere Bergwerke, Stahlwerke und Transportanlagen. Er verlieh Geld und erwarb bankrotte Unternehmen. Die Zinkproduktion war das Herzstück seines Vermögens. Das Material wurde für die Herstellung von Messing benötigt, und die Nachfrage stieg noch weiter an, als es um 1840 für die Galvanisierung verwendet wurde. Die Bergwerke und Hütten in Oberschlesien und Godulla dominierten die Weltproduktion. Er wurde als "Zinkkönig“ bezeichnet.

Als er starb, besaß Godulla zahlreiche Zinkgruben, Kohlebergwerke und Zinkhütten sowie sehr große Ländereien und Anteile an anderen Besitztümern. Er war nie verheiratet. Er hinterließ allen seinen Angestellten Geld und den Rest seines Vermögens der Tochter eines Bergarbeiters, Johanna Gryzik, die bei seinem Tod 6 Jahre alt war. Im Alter von 16 Jahren erhielt Johanna den Titel Gryzik von Schomberg-Godulla und nahm damit den Namen ihres Wohltäters und des großen Hauses an, das er erbaut hatte. Sie heiratete Graf Hans-Ulrich Schaffgotsch und führte die Godulla-Unternehmen weiter.

Unter dem Kommunismus nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Ländereien beschlagnahmt. Godulla geriet in Vergessenheit und seine Villa wurde abgerissen. In jüngster Zeit wird die Bedeutung des "Zinkkönigs" und seiner Adoptivtochter wiedererkannt.