Müngstener Brücke

Klar, daß sich um so ein Monument Legenden ranken. Die beliebteste: Einen Tag vor der ersten Probefahrt habe sich der leitende Architekt Anton von Rieppel von der Höhe seines Bauwerks in die Wupper gestürzt – aus Angst, die gesamte Konstruktion könnte mit großem Getöse zusammenbrechen. Eine andere Legende behauptet, unter den 934.456 Nieten, die das riesige Stahlgerüst zusammenhalten, befinde sich ein Niet aus purem Gold. Eisenbahnliebhaber haben es sicher längst erraten: Hier geht es um die Müngstener Brücke. Mit derselben Eleganz, mit der sich der Eiffelturm in den Pariser Himmel reckt, überwindet ihr graziöser Metallkörper scheinbar mühelos das 465 Meter breite Tal der Wupper. Ihre 107 Höhenmeter sind unter den Eisenbahnbrücken Deutschlands bis heute unübertroffen. Dabei steht sie nun schon über 100 Jahre: Tausende von Schaulustigen feierten am 22. März 1897 ihre festliche Einweihung. Fortan waren die benachbarten Industriestädte Solingen und Remscheid direkt miteinander verbunden. Das kam besonders dem Güterverkehr zugute, der wegen des bis dahin unüberwindlichen Wuppertals den 44 Kilometer langen Umweg über Barmen und Elberfeld nehmen mußte. Doch der Fortschritt hatte seinen Preis: Die 1890 vom preußischen Landtag bewilligte Bausumme belief sich auf knapp fünf Millionen Mark. Denn die Brücke mußte nicht nur lang, sondern auch schwindelerregend hoch sein – für die damalige Zeit eine besondere technische Herausforderung. Anton von Rieppel hat sie mit Bravour gelöst und damit zugleich Architekturgeschichte geschrieben. Sein „Selbstmord“ hat – zum Glück! – nie stattgefunden. Das Rätsel um den goldenen Niet dagegen ist der Lösung ein Stück näher gekommen. Das behauptet jedenfalls ein Remscheider Hobby-Eisenbahner. Demnach hielt das kostbare Stück eine Gedenktafel, die zu Ehren Kaiser Wilhelms I. im Brückenbogen angebracht wurde. Aber steckt der Niet wirklich noch da, oder wurde er vielleicht längst von den Sanierungstrupps der Deutschen Bahn AG ausgewechselt? Deren Aufgabe ist es, das Industriedenkmal instand zu halten. Nach wie vor verkehren regelmäßig Züge auf der Müngstener Brücke. Die nächsten Stationen: der Remscheider Bahnhof Güldenwerth und der Haltepunkt Schaberg auf Solinger Seite. Auf der kurzen Strecke dazwischen erwartet die Fahrgäste ein Meilenstein der europäischen Industriegeschichte.

Müngstener Brücke
Müngstener Brückenweg
42659 Solingen
Deutschland
Homepage