George Stephenson bringt Belgiens Eisenbahn in Fahrt

Die weltweit erste Hauptstadt mit einer eigenen Zuganbindung war – nein, nicht London, sondern Brüssel. Aber es war eine englische Lok, die einen der ersten Züge zog, die auf dieser Strecke verkehrten. George Stephenson (1781-1848), Autodidakt, Tüftler und erfolgreichster Eisenbahnpionier des beginnenden 19. Jahrhunderts, hatte 1825 mit seiner Dampflok „Locomotion“ schon die erste öffentliche Eisenbahn der Welt zwischen Stockton und Darlington zu einem Erfolg gemacht. Später baute er die 1830 eröffnete Bahnlinie zwischen Liverpool und Manchester, die mit ihrem zweigleisigen Betrieb nach einem festen Fahrplan zum Maßstab für alle weiteren Eisenbahnstrecken werden sollte.

Stephensons Ruf drang bis in die junge Monarchie Belgien, die sich 1830 von den Niederlanden abgespalten hatte. Im Transportwesen setzte der belgische König Leopold I. auf die neue Eisenbahntechnologie. Die von ihm beauftragten Ingenieure Pierre Simons und Gustave De Ridder orientierten sich beim Bau der 22 Kilometer langen Bahnlinie zwischen Brüssel und Mechelen am englischen Vorbild. Als die Zugstrecke am 5. Mai 1835 unter großer öffentlicher Anteilnahme eingeweiht wurde, zog eine Stephenson’sche 'Locomotion' einen der drei Züge mit den 900 geladenen Gästen.

Die spannende Geschichte dieser ersten rein dampfbetriebenen Eisenbahn für den fahrplanmäßigen Personenverkehr auf dem europäischen Festland erzählt das Eisenbahnmuseum Train World in Schaerbeek bei Brüssel. Die allererste Locomotion bewahrt das Dampfmaschinenmuseum in Darlington auf. Ihr Konstrukteur George Stephenson half später noch Niederländern, Franzosen, Deutschen, Italienern und Spaniern beim Einstieg in das neue Eisenbahnzeitalter.