GESCHICHTEN VON MENSCHEN

Geschichte wird immer von Menschen gemacht, das gilt natürlich auch für das Zeitalter der Industriellen Revolution. Fragt man heute einen Besucher angesichts der überwältigenden Größe eines Hochofens, der unheimlichen Tiefe eines Bergwerks oder der verwirrenden Mechanik eines Webstuhls nach seinen Gedanken, so wird eine ehrliche Antwort lauten: „Ich frage mich gerade, wie um alles in der Welt ein Mensch so etwas Kompliziertes erfinden konnte und wie er diese harten Arbeits- und Lebensbedingungen überlebt hat“. Und bei genauerem Hinhören schwingt eine weitere Frage mit: "Wenn ich der Erfinder gewesen wäre, wenn ich so hart gearbeitet hätte, wie hätte ich dann zwölf Kinder in der Arbeitersiedlung großziehen und ernähren können?

Hinter diesen Fragen verbirgt sich die ewige Frage nach dem eigenen Ich: „Wer bin ich, was kann ich, woher komme ich und wohin gehe ich?“ Das sind die wirklich interessanten, ja die einzig bedeutsamen Fragen des Menschen an seine Existenz. Auf der Suche nach Antworten sind wir ein Leben lang unterwegs, auch und gerade als Tourist auf den Spuren der Industriegeschichte.

Die erste Frage nach dem „Woher“ weist auf die geschichtliche Dimension unseres Lebens hin; sie zu beantworten ist für jeden Menschen von existentieller Bedeutung. Ohne Kenntnis der eigenen Geschichte gibt es kein lebensfähiges Ich. Da aber die Antworten in der eigenen Vita oft unvollständig oder unverständlich sind, interessieren wir uns stellvertretend für die Geschichte anderer Menschen. In ihr können wir uns spiegeln, an ihr können wir uns messen. Deshalb suchen wir lebenslang nach Vergleichen, und diese Suche ist das wichtigste Reisemotiv des Touristen. Für ein touristisches Angebot ist es sehr wichtig, sich diese Grundannahme immer vor Augen zu halten. Menschen interessieren sich in erster Linie für Menschen.

Deshalb will ERIH nicht nur die Erfindungen und Fabriken vorstellen, sondern auch die Erfinderinnen und Erfinder, Architektinnen und Architekten. Wir wollen Geschichten erzählen, weil sie uns so nahe sind. Nahe? Ja, denn die Industrielle Revolution hat uns geprägt wie keine andere Epoche. Und nicht nur das: Die Erinnerungen sind noch frisch, deshalb sind unsere Geschichten so spannend und authentisch.

Schließlich ist Europa die Wiege der Industriellen Revolution! Deshalb wollen wir auch zeigen, wie sehr Industriegeschichte lebendige europäische Geschichte ist. Denn seit Dampfmaschine, Eisenbahn und Taschenuhr den Lebensrhythmus unseres Kontinents bestimmen, hat sich viel verändert. In der wenig konkret erinnerten Geschichte vor der Dampfmaschine (wer weiß noch viel über das Lebensgefühl des mittelalterlichen Menschen?) haben sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen in allen Ländern Europas stark angenähert. Ob ein Bergmann in Wales, Schlesien oder im Ruhrgebiet nach Kohle grub, um sich und seine Familie zu ernähren - wo war da der Unterschied? Oder der Ingenieur oder der Unternehmer? War es noch wichtig, wo und wie er seine Ideen verwirklichte? Wohl kaum. ERIH erzählt Geschichten von dem, was uns in Europa verbindet und nicht trennt.

Unsere biografischen Geschichten erzählen daher von Menschen, die in ihrem Leben über die europäischen Grenzen hinaus tätig und von Bedeutung waren. Meist sind es Unternehmer und Ingenieure, weniger einfache Arbeiter. Das liegt natürlich daran, dass die Quellenlage für diese Persönlichkeiten besser ist. Es ist aber auch ein historisches Symptom dafür, dass dem einfachen Arbeiter und der einfachen Arbeiterin ein solch umfassendes Wirken kaum möglich war. Für die Seite der Arbeit steht eher die Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung als das erzählte Leben des einzelnen Bergmanns. Das ist für uns keine Lücke in unseren Geschichten, obwohl sie vielleicht auch an dieser Stelle einmal ausführlicher erzählt werden sollten. Wenn man genau hinschaut, findet man an allen ERIH-Standorten die Geschichte des einfachen Mannes und das harte Leben der einfachen Frau als Teil der lokalen Geschichte ausreichend und genau erzählt. Dort ist es auch besonders wichtig, mehr über das Leben von Großvater und Urgroßmutter im Schacht und vor dem Webstuhl zu erfahren.

Und die Frage nach der Zukunft, haben wir sie vergessen? Nun, wer genau hinschaut, kann zwischen den Zeilen viele individuelle Antworten lesen. Wenn heute zum Beispiel viel über den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen diskutiert wird, dann kann man in unseren Geschichten viel über den historisch verschwenderischen Umgang mit ihnen lernen. Das ist nur ein Beispiel. Gehen Sie auf die Suche, lesen Sie mehr!

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