Jethro Tull (1674–1741)

Das 18. Jahrhundert war eine Zeit großer Veränderungen in der britischen Landwirtschaft, ausgelöst u.a. durch die Schaffung größerer Betriebe und das aufklärerische Denken über landwirtschaftliche Anbaumethoden. Zu Beginn des Jahrhunderts leistete Jethro Tull Pionierarbeit bei der Verbesserung der Landwirtschaft und erfand Maschinen zur Bodenbearbeitung und Bepflanzung. Im 19. Jahrhundert hatte sich die Nachfrage nach Maschinen in der Landwirtschaft vervielfacht, was zur Herstellung von landwirtschaftlichen Geräten in industriellem Maßstab und der Entwicklung von Ingenieurbüros in ganz Europa betrug.

Tull wurde 1674 in Berkshire nördlich von London geboren. Er studierte kurz an der Universität Oxford und ließ sich dann als Anwalt ausbilden. Er praktizierte jedoch nicht als Anwalt, sondern unternahm eine mehrjährige Europareise, während der er die landwirtschaftlichen Praktiken in vielen Regionen beobachtete. Als er 1699 heiratete, begann er auf dem Hof seines Vaters mit Experimenten zur Verbesserung der Ernteerträge. Er setzte seine Experimente auf einem anderen Familienbetrieb fort, wo er 1701 seine erste effiziente Sämaschine entwickelte. Von 1711 bis etwa 1714 reiste er erneut durch Südfrankreich und Italien. Er stellte fest, dass die Arbeiter in den Weinbergen des Languedoc ständig Unkraut hackten und den Boden zwischen den Rebstöcken aufbrachen. Nach seiner Rückkehr experimentierte er mit den kargen Böden eines anderen Bauernhofs und setzte seine neue Erfindung, eine von Pferden gezogene Hacke, beim Anbau von Rüben, Kartoffeln und Weizen ein. Er entwickelte die Theorie, dass die Durchdringung mit Luft, Wasser und Nährstoffen die Bodenfruchtbarkeit verbessert.

Seine wichtigste Einzelinnovation war die Förderung der Methode, das Saatgut in angemessener Tiefe und in gleichmäßigen Reihen auszusäen, anstatt es von Hand auf den Boden zu werfen. Seine Drillmaschine verfügte über mehrere, parallel montierte Pflugscharen mit Kästen und Tüllen, um das Saatgut gleichmäßig im Boden abzulegen, sowie über eine Egge, die den Boden wendete, um das Saatgut zu bedecken. So wurde weniger Saatgut verschwendet und jede Pflanze konnte sich optimal entwickeln. Um seine Ideen zu verbreiten, veröffentlichte er 1731 das Buch Horse-hoeing Husbandry. Er erweiterte und aktualisierte es 1733, nachdem er seine Maschine verbessert hatte. Eine französische Ausgabe wurde 1753 unter großem Interesse veröffentlicht, und im neunzehnten Jahrhundert wurde die Publikation von anderen Autoren nochmals auf den neuesten Stand gebracht.

Zu seinen Lebzeiten wurden seine Innovationen von vielen Menschen belächelt, aber sein experimenteller Ansatz zur Verbesserung der Verfahren setzen sich langsam in der Praxis durch. Seine Sämaschine wurde zunächst lediglich in Schottland erfolgreich eingesetzt, bevor man sie auch in seinem Heimatland übernahm. Auf der Grundlage seiner Ideen entwickelte man später Maschinen zum Hacken und Säen, die von Pferden, Zugmaschinen und Traktoren gezogen wurden.