Johann Jakob Staub (1803–88)
Staub wurde in Horgen am Zürichsee in eine Familie von Leinenwebern hineingeboren. Mit 21 Jahren ging er nach Lyon, dem Zentrum des französischen Seidenhandels, um sich auf den damals neuen Jacquard-Webstühlen ausbilden zu lassen. Diese ermöglichten es, mithilfe von Lochkarten komplexe Muster einfach zu weben. Nach einem Jahr kehrte er nach Horgen zurück, stellte in der Werkstatt seines Vaters fünf Webstühle auf und führte so die Jacquard-Technik erstmals in der Schweiz ein. Er webte gemusterte Westen und Bettüberwürfe aus Seide, Baumwolle und Wolle. 1827 heiratete er Regula Abegg, deren Vater eine Textilbleiche, -färberei und -veredelung besaß.
Mit einer zusätzlichen Investition von Hans, dem Bruder seiner Frau, errichtete er 1830 auf der anderen Seite des Sees in Obermeilen eine Fabrik mit 28 Webstühlen, die den Namen Abegg & Straub trug. Sie richteten auch eine Werkstatt für den Bau von Webstühlen ein und entwickelten eine Maschine zum Stanzen der Karten, mit denen die Jacquard-Muster gesteuert wurden. Ein Zürcher Seidenhändler investierte im Jahr 1835, um eine noch größere Fabrik mit 130 Jacquard-Webstühlen weiter unten am See in Burghalden eröffnen zu können. Dies war die größte Jacquardweberei der Schweiz. Straubs Unternehmen experimentierte mit neuen Techniken, hatte aber Mühe, mit den Lyoner Webern zu konkurrieren – vor allem, weil es keine Hilfsberufe und keine Größenvorteile gab. Dennoch ermutigte er Kaspar Honegger, in Rüti eine vollmechanisierte Seidenweberei zu entwickeln.
Straubs Engagement war von besonderer Bedeutung, denn 1855 gründete er in Horgen eine gemeinnützige Einrichtung, in der erstmals in der Schweiz die Techniken der Seidenweberei gelehrt wurden. Die Schüler absolvierten eine dreijährige Ausbildung. Die Schule bestand bis 1864 und diente als Vorbild für die Gründung einer öffentlichen Seidenweberschule in Zürich
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