Dr Oscar Troplowitz (1863–1918)

Die Pharmaindustrie steht im Ruf, vor allem Medikamente gegen Krankheiten zu entwickeln; aber auch Hautpflegemittel, Bandagen und Pflaster, für den häuslichen Gebrauch wie für professionelle ärztliche Anwendungen, stammen von Pharmaunternehmen. Das Wachstum der Firmen, die sich auf dieses Gebiet spezialisiert hatten, ging auf die Einführung wirkungsvoller Markennamen und geschicktes Marketing zurück, insbesondere auf neue Methoden, um Produkte beim Kunden einzuführen.

Oscar Troplowitz wurde in Gleiwitz in Preußen geboren (heute Gliwice in Polen) und studierte an der Universität Heidelberg. 1890 kaufte er die Beiersdorf AG, die Paul Carl Beiersdorf (1836-96) zehn Jahre zuvor in Hamburg gegründet hatte. Die Firma hatte als Apotheken-Verbund angefangen, aber 1882 hatte Beiersdorf eine neue Art auf Gummi basiertes medizinisches Pflaster patentieren lassen, das er „Guttaperchapflastermulle“ nannte, und dann angefangen, auch andere Waren unter seinem Markennamen zu vertreiben. Nach der Übernahme vergrößerte Troplowitz die Firma, indem er 1892 einen Kooperationsvertrag mit Lehn & Fink in den Vereinigten Staaten schloss und 1906 in London seine erste auswärtige Zweigstelle eröffnete. Sein Produktionszentrum blieb jedoch Hamburg. Er führte eine Reihe von Hautpflegemitteln mit international unverwechselbaren Markennamen ein. Ab 1900 stellte das Unternehmen „Eucerit“ her, eine Wasser-in-Öl-Emulsion, die ständig weiterentwickelt und ab 1911 als „Nivea“ vertrieben wurde. Ab 1909 produzierte Troplowitz ein Mittel zur Lippenpflege unter dem Namen „Labello“, das zwei Jahre später als erstes Produkt dieser Art in einer Tube verkauft wurde, die man zusammendrücken konnte. Anfangs waren die Tuben aus Blech, ab 1922 aus Aluminium und ab 1953 aus Plastik. In den 1930ern waren „Nivea“ und „Labello“ in mehr als 30 Ländern auf dem Markt. Eine neue Kapitalgesellschaft war ab 1929 an der Hamburger Börse notiert.

Während des Zweiten Weltkriegs verlor das Unternehmen die ausländischen Rechte an seinen Markennamen und Trademarks und die Hamburger Fabriken wurden durch Bomben schwer beschädigt. Es gelang, die geschützten Produktbezeichnungen nach und nach zurückzuerwerben, die Anlagen wiederaufzubauen und während die etablierten Marken weiterliefen, konnte auf der Basis neuer Forschungen eine Reihe weiterer Produkte lanciert werden.