Ernest Solvay (1838–1922)

Ernest Solvays Neuerungen verliehen der chemischen Industrie europaweit ein neues Gesicht und begründeten ein Unternehmen, das in den verschiedensten Produktionsbranchen tätig war und in zahlreichen Ländern Bedeutung erlangte.

Er war der Sohn eines Steinbruchbesitzers in Rebecq-Regnoz in Belgien. Da ihn seine schwache Gesundheit am Universitätsstudium hinderte, nahm er eine Tätigkeit im Gaswerk eines Onkels auf. Dort erwachte sein Interesse an der Chemie, als er versuchte, für das als Nebenprodukt bei der Gaserzeugung entstehende Ammoniak eine Nutzungsmöglichkeit zu finden.

1861 entwickelte er die komplizierte Verfahrenstechnik zur Herstellung von Natriumkarbonat (d. h. von kalziniertem Soda oder Alkali), das als Solvay-Verfahren bekannt ist. Dazu wird Natriumchlorid in Form von Salzlauge mit Ammoniak gesättigt. Anschließend wird unter Druck Kohlendioxid zugeführt, so dass Natron und Ammoniumchlorid entsteht. Das Natron wird abgeschieden, erhitzt und zu Natriumkarbonat umgewandelt.

Solvay errichtete sein erstes Soda-Werk in Cuillet bei Charleroi. Das war 1863. Im selben Jahr gründete er gemeinsam mit seinem Bruder Solvay et Cie. Im Verlauf der 1870er Jahre wuchs die Firma zu einem weltweit operierenden Unternehmen heran. Dazu gehörten die beiden französischen Zweigwerke in Dombasle bei Nancy und in Tavaux in der Franche-Comté sowie Niederlassungen in Deutschland, Russland und den Vereinigten Staaten.

1874 führten John Brunner (1842-1919) and Ludwig Mond (1839-1919) das Solvay-Verfahren in Northwich in Großbritannien ein. Der neuartige Herstellungsprozess von Natriumkarbonat verdrängte eine zuvor von Nicholas Leblanc (1742-1806) entwickelte Methode, die den Nachteil hatte, dass sie eine enorme Umweltverschmutzung nach sich zog. Das Solvay-Verfahren wurde gewöhnlich in großen Industrieanlagen angewandt und floss in eine Vielzahl chemischer Produkte ein.

Solvay erlangte den Ruf eines aufgeklärten Arbeitgebers und gründete Institute für Medizin und Sozialwissenschaften an der Universität Brüssel. Sein Unternehmen ist mittlerweile auch im Bergbau tätig, fördert Kohle, Kalkstein und Salz für die chemische Verarbeitung und unterhält rund 70 Zweigstellen weltweit.