Louis Renault (1877–1944)

Wie Armand Peugeot und André Citroen gründete auch Louis Renault eine Kraftfahrzeug-Fabrik, die nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa eine bedeutende Rolle spielte. Er wurde in Paris geboren und besichtigte schon in jungen Jahren die Werkstätten des Dampfwagen-Herstellers Gardner-Serpollet, die Leon Serpollet (1858-1907) gegründet hatte. Seine Familie besaß ein Ferienhaus in Billancourt, damals am Stadtrand von Paris, wo er Motoren auseinandernahm. Sein erstes Auto, die „Voiturette“, baute er 1898 zusammen und bald hatte er Aufträge über 13 weitere Modelle. Am 25. Februar 1899 gründete er mit seinen Brüdern Marcel (1872-1903) und Fernand (1865-1909) die Firma „Renault Frères“. Marcel kam 1903 im Rennen Paris-Madrid ums Leben und Fernand starb 1909, so dass Louis die Firmenleitung allein übernehmen musste. Er verdiente während des Ersten Weltkriegs gut an der Herstellung von Flugzeugen, Flugzeugmotoren und Artillerie wie auch verschiedener Kraftfahrzeuge. Renault war selbst am Entwurf für den erfolgreichen Renault FT-Panzer beteiligt, der 1918 eingeführt wurde. Seine Reputation litt allerdings darunter, dass er Artillerie-Granten auf hydraulischen Pressen herstellte statt auf Drehbänken. Mehr als 600 französische 750mm-Kanonen wurden während des Krieges zerstört, weil die Granaten zu früh explodierten. In den 1920 und 30er Jahren wuchs die Renault-Fabrik auf der Îsle Seguin in Billancourt-Boulogne, flußabwärts vom Pariser Zentrum, auf 100 ha an und beschäftigte 40.000 Menschen. Seit 1928 betrieb sie ihr eigenes Kohle-Kraftwerk und stellte ihre eigenen Werkzeugmaschinen her.

Renault äußerte in den 1930er Jahren scharfe rechtsradikale Ansichten, entwickelte eine paranoide Angst vor dem Kommunismus und zeigte einen ausgeprägten Hass auf André Citroen, der Jude war. 1938 besuchte er Adolf Hitler und lieferte, bis der Krieg ausbrach, eine bedeutende Anzahl Fahrzeuge an die Wehrmacht. Nach der Besetzung Frankreichs versorgte sein Unternehmen die deutschen Armeen mit fast 35.000 Fahrzeugen. Während er auf seinen Prozess als Kollaborateur wartete, starb Renault an einer schweren Krankheit.

Sein Unternehmen ist später verstaatlicht, aber mittlerweile wieder privatisiert worden. Berüchtigt wurde es wegen der notorisch schlechten Beziehungen zur Belegschaft und seiner Rolle in den Ereignissen von 1968. Die Firma hat die Produktion mittlerweile verlegt, aber Renaults originale Werkstatt ist in Billancourt erhalten worden und auch das Firmenarchiv wird dort in einem früheren Bürogebäude aufbewahrt.