Rudolf August Oetker (1916–2007)

Firmen, die Hilfsmittel zur Herstellung von Lebensmitteln produzierten, sowohl im Haushalt als auch im großen, industriellen Maßstab, florierten in den wirtschaftlich am weitesten fortgeschrittenen Ländern Europas in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts. Die Oetker-Gruppe, gegründet von August Oetker (1862-1918), ebnete in Deutschland den Weg für Backpulver und verwandte Produkte, indem sie 1900 eine Fabrik in Bielefeld errichtete und drei Jahre später ein Patent auf „Backin“ erhielt. Rudolf August Oetker, Enkel des Gründers,  wurde sechs Monate nach dem Tod seines Vaters in den Kämpfen um Verdun geboren und war für das enorme Wachstum des Unternehmens nach dem Zweiten Weltkrieg verantwortlich. Während des Krieges verdiente Oetker an der Verpflegung für das deutsche Militär und durch die Herstellung von Granaten und MG-Teilen. Die britischen Streitkräfte nahmen ihn 1945 fest, aber in den Entnazifizierungsprozessen wurde er freigesprochen.

1950 stellte die Firma Oetker jährlich etwa 750 Millionen Päckchen Backpulver und Puddingpulver her und Rudolf Oetker wurde gern „Der Pudding-Papst“ genannt. Er trat regelmäßig in der Fernseh-Werbung für die Produkte seines Hauses auf, insbesondere für die Tiefkühl-Pizza, die er 1970 in Deutschland einführte. Das Firmenzentrum blieb in Bielefeld, aber als er 1981 in Ruhestand ging, beschäftigte die Firma in 35 Ländern 23.000 Mitarbeiter. Oetker hielt auch die Anteilsmehrheit an der Reederei Hamburg-Süd, besaß bedeutende Anteile an deutschen Brauereien und baute während seines Ruhestands eine Hotelkette auf. Die Firma ging an seine acht Kinder über und die Marke „Dr. Oetker“ spielt auch im 21. Jahrhundert auf den Märkten eine bedeutende Rolle.