Carl Gustaf Patrick de Laval (1845–1913)

Laval war ein schwedischer Ingenieur, dessen technologische Innovationen einen nachhaltigen Einfluss auf das Wachstum der Molkereiindustrie und auf die Entwicklung der Dampfkraft hatten.

Sein Name ist französischen Ursprungs – die Familie war im 17. Jahrhundert nach Schweden übergesiedelt. Geboren wurde er in Orsa in der Bergbauprovinz Dalarna. Er studierte am Technischen Institut (später Königliches Technisches Institut) in Stockholm und an der Universität von Uppsala, wo er 1866 seinen Ingenieursabschluss machte und 1887 in Chemie promovierte. Nach Studienabschluss versah er zunächst niedrige Bürotätigkeiten und arbeitete für eine Weile als Lagerverwalter in der Kupfermine von Falun. Seit 1872 war er als Ingenieur an der Eisenhütte in Kosters-Bruk angestellt.

1877 inspirierte ihn ein Artikel in dem deutschen Fachblatt Milchzeitung dazu, sich mit Molkereiprozessen und speziell mit der Abscheidung von Sahne für die Produktion von Butter aus Milch zu beschäftigen. Er suchte nach Verfahren, die sowohl gründlicher als auch schneller waren als die herkömmliche Gravitationsaufbereitung. 1878 perfektionierte er einen Zentrifugalabscheider, in den in einem steten dünnen Strahl Milch floss. Die trennte sich durch die rasche Drehbewegung in fette und magere Bestandteile, die als Sahne bzw. entrahmte Milch aus jeweils getrennten Öffnungen austraten. Laval ließ sich den Abscheider patentieren und revolutionierte damit das Molkereiwesen in ganz Europa.

Insbesondere regte seine Erfindung die Bildung von Genossenschaftsmolkereien in Skandinavien, den Niederlanden, Norddeutschland und Irland an. 1879 wurde das Gerät der Königlich-Englischen Landwirtschaftlichen Gesellschaft (Royal Agricultural Society of England) vorgeführt und brachte Laval als Anerkennung die Silbermedaille dieser Vereinigung ein.

Verschiedene Firmen, darunter das Bergedorfer Eisenwerk bei Hamburg, Boeke & Huidekooper in Groningen, H C Peterson & Co in Kopenhagen and T. Pilter in Paris, nahmen die Produktion des Abscheiders in Lizenz auf.

1878 ging Laval eine Partnerschaft mit Oscar Laam ein, der Mitglied einer Bankiersfamilie war. 1883 wurde das gemeinsame Unternehmen in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgeformt, die zunächst unter dem Namen AB Separator firmierte und seit 1963 als Alfa Laval bekannt ist.

Der Deutsche Clemens von Bechtolstein entwickelte die Idee, konische Scheiben – auch Alfa-Scheiben genannt – in die Abscheider einzusetzen. Das entsprechende Patent erwarb die Firma 1889. Zu jener Zeit, im späten 19. Jahrhundert, sah sich das Unternehmen einer starken Konkurrenz anderer Hersteller gegenüber. Laval experimentierte auch weiterhin im Bereich der Molkereitechnologie, ließ sich 1894 eine Melkmaschine patentieren und vollendete 1913 eine weitere Melkmaschine, die nach dem Vakuumprinzip funktionierte. Der Abscheider fand nun auch in anderen Industriezweigen Anwendung, zuerst 1882 in Norwegen, wo er der Verarbeitung von Fischöl diente.

1882 stellte Laval eine Gleichdruckdampfturbine fertig und setzte in den folgenden Jahrzehnten seine Arbeit auf diesem Gebiet fort. 1890 führte er eine Düse ein, die die Geschwindigkeit des Dampfes beim Eintritt in die Turbine beschleunigte, und entwarf zugleich neue Formen von Untersetzungsgetrieben, die angesichts höherer Turbinendrehzahlen erforderlich waren. 1904 verlieh ihm der Verein Deutscher Ingenieure für seine Verdienste um die Turbinentechnologie eine Medaille.

Laval beschäftigte sich auch mit Elektrotechnik und eröffnete in Stockholm eine Fabrik zur Herstellung von Glühbirnen und elektrischen Lichtbogenlampen. Eine seiner früheren Turbinenfabriken in Nacka bei Stockholm beherbergt heute ein Konferenzzentrum.

Insgesamt gründete Laval 37 Firmen und erlangte 92 schwedische Patente. Er war ein Mann mit breit gestreuten Interessen, saß acht Jahre lang im schwedischen Parlament und erhielt für seine Innovationen Auszeichnungen in vielen Ländern.