Richard Hartmann (1809–78)

Richard Hartmann war einer der führenden Köpfe in der Blütezeit des sächsischen Maschinenbaus ab der Mitte des 19. Jahrhunderts.  Er stammte nicht aus Sachsen, sondern aus Barr im Elsass, heute im französischen Department Bas-Rhin. Sein Vater war Gerber, aber er absolvierte eine Lehrzeit als Werkzeugmacher und ging danach auf die Walz, um Erfahrungen als Wandergeselle zu sammeln.

Im Alter von 23 Jahren kam er nach Chemnitz, wo er für Carl Gottlieb Haubold arbeitete (1783-1856), den Gründer der „Chemnitzer Maschinenbau Fabrik“, der als Vater des örtlichen Maschinenbaus gilt. 1837 erhielt er das Bürgerrecht der Stadt Chemnitz und konnte ein eigenes Unternehmen eröffnen, eine Werkstatt für die Reparatur von Baumwoll-Spinnmaschinen, die er mit einem Partner und nur einem Arbeiter betrieb. Zwei Jahre später gründete er „Götze & Hartmann“, eine Maschinenbau-Firma, in der er sich um die technischen Aufgaben kümmerte und sein neuer Partner um die geschäftlichen. Im selben Jahr kaufte er ein Patent für eine Maschine zur Verarbeitung von Vorgarn, die ihm zu erstem Wohlstand verhalf. 1839 hatte seine Firma 30 Mitarbeiter, im Folgejahr 76 und 1844 schon 350, so dass er mehrfach auf größere Grundstücke umziehen musste.

Seine erste Dampflokomotive wurde 1848 fertiggestellt. Seine Loks waren den aus England importierten ebenbürtig und preisgünstig, so dass er der wichtigste Hersteller von Lokomotiven für die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen wurde. Ende der 1850er Jahre beschäftigte er 1500 Arbeiter und 1870, als die „Sächsische Maschinenfabrik vormals Richard Hartmann“ gegründet wurde, 2700. Das Unternehmen stellte Turbinen, Ausrüstung für Bergwerke und Fabriken und Werkzeugmaschinen her, aber auch Dampflokomotiven und Spinnmaschinen, die weltweit verkauft wurden. In seinem Todesjahr produzierte Harmann seine tausendste Lokomotive.

In den 1920er Jahren ging es der Firma schlechter und 1930 wurde sie aufgelöst, wenn auch Teile bis 1990 weiterbestanden. Auf dem Gelände der Lokomotivenfertigung steht heute die Richard-Hartmann-Halle, das Gebäude der ehemaligen Firmenleitung wird nun von der Polizei genutzt. Etwa 25 Hartmann-Loks sind erhalten geblieben, die meisten in Deutschland, aber einige in Norwegen und der Tschechischen Republik.