Karl Ritter von Ghega (1802–60)

Karl Ritter von Ghega war leitender Ingenieur der Semmeringbahn, die als erste Bahnstrecke durch eine Hochgebirgsregion gilt und 1998 ins UNESCO-Welterbe aufgenommen wurde.

Er stammte aus Venedig, damals ein Teil des österreichischen Kaiserreiches, und war Sohn von Anton Ghega, einem albanischen Marineoffizier. Er begann eine militärische Ausbildung, war vor allem aber mathematisch begabt und promovierte im Alter von 18 Jahren an der Universität von Padua. Danach übernahm er Stellen im Staatsdienst und kümmerte sich um die Wasserversorgung und die Straßen im Veneto, so auch um den Bau der Straße über Cortina d'Ampezzo nach Trevisco (Toblach).

Wie fast jeder Bauingenieur im Europa der 1830er Jahre interessierte er sich für den Eisenbahnbau und arbeitete an der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn mit, einer der ersten strategischen Routen des Kaiserreichs von Brno (Brünn) nach Břechla (Lundenburg). 1836-37 machte er sich mit dem Eisenbahnwesen in England und anderen Ländern vertraut. Nachdem man ihm die Verantwortung für die strategische Planung der österreichischen Bahnstrecken übertragen hatte, brach er 1842 zu Studien in die Vereinigten Staaten auf. Bei seiner Rückkehr begann er, die Südbahn zu planen, die Wien über Graz und Ljubljana (Leibach) mit Triest verband, dem wichtigsten Hafen des Kaiserreiches. Er bestand darauf, dass Österreichs Maschinenbauer Dampflokomotiven entwickeln mussten, die die kräftigen Steigungen der vorgesehenen Strecke bewältigen konnten.

Auf der Semmeringbahn, die zwischen 1848 und 1854 gebaut wurde, ist vor allem die Eleganz der 16 größeren Viadukte beachtenswert. Das UNESCO-Welterbe umfasst einen 41km-langen Abschnitt von Gloggnitz auf 436m Höhe über den Gipfel mit 895m bis nach Mürzzuschlag auf 677m.

Nach Fertigstellung der Strecke konnte sich von Ghega keinen weiteren Projekten mehr widmen, weil eine Tuberkulose-Erkrankung ausbrach, an der er schließlich starb. 1850 wurde ihm der Titel "Ritter" verliehen. An ihn erinnert ein Denkmal auf einem Felshang nahe der Station Semmering, eine Abbildung auf österreichischen Banknoten und eine Briefmarken-Sonderedition, die 2012 anlässlich seines 210. Geburtstags herauskam.