Abraham Darby (I–IV)

Die Darby-Dynastie brachte zwei Jahrhunderte lang führende Köpfe der britischen Eisenindustrie hervor. Auf sie gehen Innovationen zurück, die die Eisenverarbeitung weltweit grundlegend veränderten.

Abraham Darby I. (1678-1717)
Der erste Abraham Darby wurde in eine Quäker-Familie bei Dudley geboren. Er ging in Birmingham bei einem Erbauer von Malzmühlen in die Lehre, zog 1699 nach Bristol um, wo er sich mit der Herstellung von Messing befasste und begann 1703, eine Eisengießerei zu betreiben. In Bristol engagierte er auch erfahrene Kupfer- und Messing-Arbeiter aus der Gegend um La Vielle Montagne (Altenberg) zwischen Lüttich und Aachen. In diesen Jahren baute er Beziehungen nach Shropshire auf. Er richtete eine Kupferschmelze und ein Messing-Werk in Coalbrookdale ein und pachtete 1708 den dortigen Hochofen, der einige Jahre zuvor durch eine Explosion beschädigt worden war. Darby und seine Partner bauten außerdem ein wasser-getriebenes Werk bei Tern in Shropshire auf (auf dem Gelände des heutigen Attingham Park), wo sie Roheisen zu Schmiedeeisen verfeinern und sowohl Eisen als auch Messing walzen wollten. In Coalbrookdale baute Darby den Hochofen wieder auf und begann 1709, Eisenerz mit Koks zu schmelzen. Fachleute meinen heute, dass schon Shadrach Fox, sein Vorgänger an diesem Hochofen, Koks als Brennstoff benutzt haben könnte, offensichtlich aber nicht gänzlich erfolgreich war. Darby scheint mit verschiedenen Brennstoffen und Brennstoffgemischen experimentiert zu haben: Holzkohle, Anthrazitkohle, Torf und Kohle aus anderen Gegenden. 1714 hatte er offensichtlich eine Lösung gefunden, bei der er Koks, der aus der örtlichen Kohle gewonnen wurde, einsetzen konnte. Darby baute einen zweiten Hochofen in Coalbrookdale und legte das Messingwerk still. Die Ausstattung schickte er zurück nach Bristol. Als er starb, hatte Abraham Darby I. eine erfolgreiche Eisengießerei aufgebaut, das Eisen aus seinen Schmelzöfen war aber nicht zur Umwandlung in Schmiedeeisen geeignet, das damals den größten Teil des Eisengeschäfts ausmachte.

Abraham Darby II. (1711-1763)
Auf seinen Sohn geht vor allem die große Expansion der Eisenproduktion zurück, die in Shropshire in den 1750er Jahren begann und sich dann in andere Ecken Britanniens verbreitete. Technische Änderungen, die im Detail unklar sind, ermöglichten es ihm, Roheisen herzustellen, das sich in Schmiedeeisen umwandeln ließ. Er erbaute einen Ofen in Horsehay, etwa 3 km nördlich von Coalbrookdale, der, seit er angeblasen wurde, ein Eisen erzeugte, das an die Schmiedemeister im Stour Valley im Black Country verkauft wurde. Darbys Vorbild machte Schule und in der Umgabung von Coalbrookdale wurden zwischen 1755 und 58 neun Hochöfen konstruiert. Abraham Darby II. führte auch ein System ein, nach dem viele Eisen-Unternehmen in Britannien und darüberhinaus organisiert wurden: Bergwerke wurden von den Landbesitzern gepachtet und Kohle, Eisenerz und Kalk, die dort gefördert wurden, wanderten sämtlich in die Hochöfen. Ein Teil des erzeugten Eisens wurde zum Gießen genutzt, ein Teil zu Schmiedeeisen verfeinert und ein Teil als Roheisen verkauft. Aus Guss- und Schmiedestücken wurden Brücken, Dampf- und andere Maschinen hergestellt. Die Firmen verkauften auch Kohle für den Hausbrand, Kalk und Ziegelsteine und die meisten versorgten zumindest einem Teil ihrer Belegschaft mit Firmen-Unterkünften.

Abraham Darby III. (1750-1789)
Der Sohn von Abraham Darby II. ist vor allem als Erbauer der Brücke von Ironbridge bekannt, denn als junger Mann überwachte er den Bau. Der Architekt Thomas Farnolls Pritchard (1723-1777) hatte die Idee für eine Brücke über den Severn bei Coalbrookdale in einem Brief an den Schmiedemeister John Wilkinson (1728-1808) formuliert. Darby übernahm beim ersten Treffen der Geldgeber 1775 die Verantwortung für die Errichtung. Eine Erlaubnis des Parlaments wurde im Folgejahr erwirkt und der Bau begann Ende 1777. Am Neujahrstag 1781 wurde die Brücke offiziell eröffnet. Details des Baus sind in Darbys persönlichen Aufzeichnungen überliefert. In der Familie galt er als verschwenderisch und er hatte tatsächlich noch Schulden bei seiner Verwandtschaft, die nicht vollständig auf den Brückenbau zurückgehen können, als er im jungen Alter von 39 Jahren starb.

Abraham Darby IV. (1805-1878)
Der vierte Darby war der Urenkel von Abraham Darby II. Seine bedeutendsten Beiträge zu den Eisenwerken in Shropshire waren die Reorganisation der Schmelzöfen und Schmieden in Horsehay 1803 und die Einführung des "Kunst-Gießens" in Coalbrookdale in den späten 1830er Jahren. Gusseiserne Statuen, Reliefplatten, Schmucktische und Fontänen sind wohl erstmals in einer Berliner Gießerei während der Napoleonischen Kriege hergestellt worden, danach in Belgien, Schweden und anderswo. Wichtiger als für Shropshire war Abraham Darby IV. für die Eisenindustrie in Süd-Wales. Er kaufte die Öfen im Ebbw-Tal und übernahm danach Eisenwerke in Abersychan, Sirhowy, Pentwyn und Pontypool. Er baute einen Konzern auf, der 1872 über 19 Hochöfen und 237 Puddelöfen verfügte und der gesamten Eisenindustire von Shropshire ebenbürtig war.

Die Darby-Familie hielt die Verbindungen mit der Coalbrookdale Company auch in den folgenden Generationen aufrecht, wenn auch nicht als Manager, und einige Familienmitglieder sind noch am Ironbridge Gorge Museum Trust beteiligt.