Edouard Constant Sandoz (1853–1928)
Basel in der Schweiz ist eines der weltweit wichtigsten Zentren der chemischen und pharmazeutischen Industrie. Edouard Sandoz gründete Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts eines der führenden Unternehmen der Branche. Das Unternehmen besteht heute als Tochtergesellschaft der multinationalen Novartis AG mit Sitz in Basel fort.
Sandoz wurde in Basel geboren, als sich neben der schweizerischen Textilindustrie auch die Färbe- und Bleichmittelindustrie rasch weiterentwickelte. Sein Vater war Tuchhändler. Im Alter von 19 Jahren begann er eine Lehre bei einem Basler Rohseidenhändler. Nach sechs Jahren ging er nach Paris, um in einer Anilinfarbstofffabrik zu arbeiten und die neuen chemischen Alternativen zu den natürlichen Pigmenten kennenzulernen. Nach seiner Rückkehr nach Basel im Jahr 1880 trat er in die Farbenfabrik Durand & Huguenin ein. Dort lernte er den Chemiker Alfred Kern kennen, mit dem er 1886 das Unternehmen „Chemische Fabrik Kern & Sandoz” gründete. Sandoz war kaufmännischer und Kern technischer Direktor. Sie produzierten synthetische Farbstoffe, die sie international verkauften.
Nach dem plötzlichen Tod von Kern im Jahr 1893 wandelte Sandoz das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um, die seinen eigenen Namen trug. Er behielt die Mehrheit der Aktien, zog sich aber aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands aus dem Tagesgeschäft zurück. Die Hauptprodukte waren nach wie vor Farbstoffe und Lacke. Ab 1895 stellte das Unternehmen jedoch auch das Schmerzmittel Antipyrin und ab 1899 den Zuckeraustauschstoff Saccharin her. Während und nach dem Ersten Weltkrieg wurde das internationale Geschäft vorangetrieben, da die deutschen Hersteller, die die größten Konkurrenten waren, isoliert waren. Sandoz kehrte in den Vorstand zurück und beaufsichtigte die Eröffnung von Tochtergesellschaften in Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Deutschland und anderen Ländern. Er initiierte drei Kapitalerhöhungen und baute den pharmazeutischen Zweig unter der Leitung des Schweizer Biochemikers Professor Arthur Stoll (späterer Präsident des Unternehmens) aus. So entstand 1921 Gynergen zur Behandlung von Migräne. Dieser Zweig war zunächst verlustbringend, doch Sandoz' Vision erwies sich als richtig, als er nach dessen Tod im Jahr 1928 sehr erfolgreich wurde.
In den folgenden Jahrzehnten lösten die Chemie für die Landwirtschaft und die Pharmazie die Farbenherstellung schließlich vollständig ab. 1996 fusionierte Sandoz mit Ciba-Geigy zu Novartis, doch der Name Sandoz bleibt als Name einer Tochtergesellschaft, die Generika herstellt, erhalten.
