William Richards (1756–1831)

Die Dampfkraft war eine der entscheidenden Innovationen der Industriellen Revolution, die es ermöglichte, mechanische Kraft dort zu konzentrieren, wo sie benötigt wurde. Die Entwicklung der Technologie stützte sich auf viele Erfinder und Konstrukteure, die dafür sorgten, dass sich die Nutzung von Maschinen nach und nach in allen Teilen der Welt verbreitete. Richard Williams war ein Ingenieur aus England, der in den 1780er Jahren nach Sachsen in Deutschland zog, um dort Balancierdampfmaschinen zu bauen.

Die erste Balanciermaschine überhaupt konstruierte der englische Eisenhändler Thomas Newcomen im Jahr 1712. Ihre Bedeutung für das Abpumpen von Wasser aus Bergwerken war offensichtlich, und schon 20 Jahre später waren rund 100 Maschinen im Einsatz. Viele Erfinder entwickelten die Technik weiter. Die größte Bekanntheit erlangte James Watt, der seine Konstruktionen mit Patenten und strenger Geheimhaltung schützte.

Jakob Freiherr Waitz und Karl Friedrich Bückling reisten eigens aus Sachsen an, um James Watt in der Motorenfabrik Boulton and Watt in Birmingham zu besuchen. Durch Bestechung eines Arbeiters erlangten sie Zeichnungen und versuchten, in Hettstedt eine eigene Maschine zu bauen. Als sie sie jedoch nicht erfolgreich zum Laufen bringen konnten, holte Bückling 1786 Richard Williams und eine weitere Person aus England, um die Bauweise zu korrigieren. Über Williams ist wenig bekannt, aber es ist möglich, dass er ursprünglich aus Cornwall stammte und Maschinenbauer bei Boulton und Watt wurde.

Williams verbrachte den Rest seines Lebens in Sachsen. Er arbeitete weiterhin mit Bückling zusammen und baute viele Balanciermaschinen, die Wasser aus den Kupferminen im Gebiet von Mansfeld pumpten und die Salinen in Kötzschau, Schönebeck und Teuditz mit Energie versorgten. Über Sachsen hinaus lieferten sie Maschinen nach Nordrhein-Westfalen an die Saline in Unna (1799) und die Zeche Bölhorst bei Minden (1803). In Brandenburg arbeiteten sie mit der Gießerei Lauchhammer zusammen. In Kołobrzeg (Kolberg - damals in Preußen, heute in Polen) fertigten sie 1806 zwei Maschinen für die Salinen an der Ostsee.

Williams bildete im deutschsprachigen Raum viele Arbeitskräfte im Bereich Maschinenbau aus. Er heiratete in Sachsen und sein Sohn Franz Carl Richards setzte seine Arbeit fort. Seine Pumpmaschine von 1813 für das Bergwerk in Eisleben war bis 1885 in Betrieb und ist im Deutschen Museum in München erhalten – sie ist die älteste erhaltene Dampfmaschine in Deutschland.