Camillo Olivetti (1868–1943)
Der Name Olivetti stand im 20. Jahrhundert für hochwertige Schreib- und Rechenmaschinen, die weltweit in Büros und Haushalten zu finden waren. Gründer des Unternehmens war der Elektroingenieur Camillo Olivetti aus Norditalien, der auch die ersten Produkte entwarf.
Er wurde 1868 in Ivrea, nördlich von Turin, in eine jüdische Familie der Mittelschicht hineingeboren. 1891 machte er seinen Abschluss in Elektrotechnik in Turin und studierte anschließend bei dem Physiker und Erfinder Galileo Ferraris. Anschließend ging er nach London, um sein Englisch zu verbessern und Erfahrungen in der Elektrotechnik zu sammeln. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Assistent von Ferraris und reiste mit ihm zum Internationalen Elektrokongress nach Chicago. Die Begegnung mit Thomas Edison und die Beobachtung amerikanischer Industriemethoden beeindruckten ihn sehr. Anschließend blieb er in den Vereinigten Staaten und lehrte einige Monate lang Elektrotechnik an der Stanford University.
Nach seiner Rückkehr nach Italien importierte er zunächst Schreibmaschinen und Fahrräder. 1896 gründete er dann in Ivrea ein Unternehmen zur Herstellung elektrischer Instrumente. Er entwarf die Fabrik unter Verwendung des neuen Hennebique-Systems aus Stahlbeton. 1903 verlegte er das Unternehmen nach Mailand und dann nach Monza und ließ sich dabei von verschiedenen Seiten finanzieren. Aufgrund von Schwierigkeiten mit den Investoren kehrte er jedoch im Jahr 1908 nach Ivrea zurück, wo er eine neue Firma mit dem Namen „Ing. C. Olivetti & C.“, die sich als Italiens erster Schreibmaschinenhersteller vermarktete. Er entwarf die Olivetti M1 und stellte seine eigenen Werkzeugmaschinen für deren Herstellung her. Die Schreibmaschine ging 1911 in Produktion.
Während des Ersten Weltkriegs stellte das Unternehmen Luftfahrtausrüstungen her. Nach dem Krieg brachte Olivetti die Schreibmaschine M20 auf den Markt und eröffnete Einzelhandelsfilialen, um sie gegen die Konkurrenz zu vermarkten. Ein Teil der Qualitätsgarantie war, dass alle Komponenten in den eigenen Werkstätten von Olivetti nach hohen Standards hergestellt wurden. Das Unternehmen verfügte auch über ein eigenes Ausbildungszentrum für Mechaniker. Olivetti legte großen Wert auf Wohlfahrt, Innovation und Design. Die Fabrik, die Wohnhäuser und die soziale Infrastruktur in Ivrea wurden von führenden Planern und Architekten als soziales Vorzeigeprojekt entworfen.
In den 1930er Jahren erweiterte Olivetti sein Angebot um Büromöbel, Fernschreiber und Rechenmaschinen. Camillo zog sich allmählich aus dem Unternehmen zurück und überließ es seinem Sohn Adriano. Nach der Einführung der Rassengesetze durch Mussolinis Regierung musste er das Unternehmen aufgeben und floh in ein Krankenhaus in Biella, wo er 1943 starb. Adriana floh in die Schweiz, kehrte aber 1945 zurück. Das Unternehmen blieb führend in der Herstellung von Schreibmaschinen, Taschenrechnern und Computern und ist bis heute eine Weltmarke.
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