Friedrich Karl Henkel (1848–1920)
Reinigungsprodukte für den Haushalt dürften wohl zu den unromantischsten Industrieprodukten des 20. und 21. Jahrhunderts zählen und ihre historische Entstehung ist nicht sonderlich gut aufgearbeitet. Friedrich Karl Henkel trug erheblich zur Entwicklung und zum Marketing von Waschmitteln und verwandten Produkten bei. Er wurde in Vöhl bei Kassel geboren, zog im Alter von 17 Jahren nach Elberfeld (heute Teil von Wuppertal) und arbeitete für die Gebrüder Gessert, Hersteller von Farben, Lacken und anderen Chemikalien. Er vertrat die Firma auf der Pariser Weltausstellung von 1873 und wurde zum Geschäftsführer befördert. 1874 wurde er Partner der Chemiefirma Henkel und Strebet, bei der er die Herstellung von Fischleim und Waschmitteln leitete. 1876 zog die Firma nach Aachen um, zwei Jahre später nach Düsseldorf, wo Henkel eine große Seifenfabrik mietete, um Bleichsoda zu produzieren. 1880 begann er, ein Werk in Düsseldorf-Flingern zu errichten und bald überstieg der Umsatz des Unternehmens eine Million Deutsche Mark. Eine neue Firmenzentrale wurde 1899 in Düsseldorf-Holthausen gebaut. Die Firma erwarb sich ein Renommee als menschenfreundlicher Arbeitgeber, indem sie Pensionen an Ruheständler auszahlte, Jahrestage aufwändig beging, Weihnachtsfeiern veranstaltete und in ihren Werken Büchereien einrichtete.
1907 führte Henkel seine wichtigste Neuerung ein: Ein selbsttätiges Waschmittel, dessen Hauptbestandteile Natrium-PERborat und Natrium-SILikat waren, weshalb es „Persil“ genannt wurde. In Frankreich allerdings bedeutet das Wort „Petersilie“, deshalb wurde das Produkt als „Le Chat“ vermarktet. Anders als andere Waschmittel, die lose vertrieben und in den Geschäften in Tüten gefüllt wurden, kam Persil immer in Kartons mit dem Markennamen in den Handel. Nachdem man Persil in den Markt lanciert hatte, entwickelte die Firma Scheuer- und Waschmittel auf der Basis von Fischleim. Henkel zog sich 1911 zurück und übergab das Geschäft an seinen Sohn Hugo. Im selben Jahr wurde er mit dem Titel Königlich-Preußischer Wirtschaftsrat geehrt. 1921 baute Hugo Henkel eine neue Persil-Fabrik in Genthin, am Elbe-Havel-Kanal zwischen Magdeburg und Berlin.
Für das Marketing des Waschmittels entwickelten beide, Vater und Sohn, großen Einfallsreichtum. Persil-Uhren kamen heraus, Schulen wurden von Persil gefördert und 1908 paradierten Männer mit Persil-weißen Schirmen durch Berlin. 1930 setzte man die Rauchfahnen von Flugzeugen als Werbemittel ein. Zwei Jahre später entstand ein Langfilm mit dem Titel „Wäsche, Waschen, Wohlergehen“, den bis 1939 30 Millionen Menschen gesehen hatten. In Großbritannien und einigen anderen Ländern ging der Markenname „Persil“ an den Unilever-Konzern über.