Alfred Henry Heineken (1923–2002)

Alfred Heineken formte aus dem Brauereiunternehmen seiner Familie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen weltweit agierenden Konzern, der jedoch seine niederländischen Wurzeln beibehielt.

Die Gründung der Firma geht zurück auf Alfreds Großvater, Gerard Adriaan Heineken (1841?-1893), der 1864 die Amsterdamer Hooiberg-Brauerei (Heuhaufen-Brauerei) aufkaufte, darüber hinaus eine neue Brauerei auf der Stadhouderskade errichtete und 1873 zusätzlich ein Werk in Crosswijkse Singel in Rotterdam baute. Das Unternehmen leistete Pionierarbeit im Hinblick auf die groß angelegte Produktion von untergärigem Bier bayerischer Machart sowie in der konsequenten Nutzung von Kühlsystemen. Erscheinungsbild und Auftreten waren von Anfang an international geprägt, und nicht umsonst gehörte Heineken zu den Ausstellern der Pariser Weltausstellungen 1889 und 1900.

Alfred Heinekens Vater, Henry Pierre Heineken (?1888-1951), leitete die Firma zwischen 1914 und 1940. Er erweiterte die Produktion von Flaschenbier und gründete Zweigwerke in Malaysia, Java, Belgisch-Kongo und Ägypten. Die Brauerei in Rotterdam wurde durch den Architekten Willem Kromhout (1864-1940) grunderneuert und erhielt Dimensionen, die ihr den Namen Bierkathedrale eintrugen.

Alfred Heineken trat am 1. Juni 1942 in den Dienst der Firma, kurz nachdem das Unternehmen der Familienkontrolle entglitten war, was er jedoch zu gegebener Zeit revidierte. Von 1946 bis 1948 arbeitete er im Vertrieb des amerikanischen Heineken-Importeurs, wo er viel über Marketing lernte. Zudem heiratete er die Tochter einer Familie von Bourbonbrennern aus Kentucky. Ab 1951 arbeitete er in der Hauptgeschäftsstelle und wurde zur Inspirationsquelle der Marketing- und Werbeabteilung. Er führte das lächende „e“ in Heineken ein, etablierte die Markenfarbe grün und kreierte das Logo aus Stern, Banner und Hopfenpflanze. Damals soll er gesagt haben: „Ich verkaufe kein Bier, ich verkaufe Wärme“. Überhaupt legte er die Betonung auf die Marke – den Namen „Heineken“ anstelle des Biertyps „Pilsener“. Abgesehen davon war er sich bewusst, dass das Flaschenbier als Teil der regelmäßigen Haushaltseinkäufe überwiegend in den Tragetaschen von Frauen landete. Entsprechend richtete sich die Produktwerbung vor allem an die weibliche Klientel.

Während der 1960er Jahre beaufsichtigte Alfred Heineken tief greifende technologische Veränderungen, darunter etwa die Ablösung der alten Holzlagertanks durch Behälter und Rohre aus rostfreiem Stahl. 1975 entstand eine neue Brauerei auf der grünen Wiese bei Zoetewoude. Sie ersetzte das Werk in Rotterdam. Der Betrieb auf dem historischen Firmensitz an der Stadhouderskade in Amsterdam endete 1988. Seit 2001 residiert dort das Heineken-Experience-Besucherzentrum in einem Jugendstilgebäude anno 1910.

Seinen schärfsten niederländischen Konkurrenten, die Amstel-Brauerei, übernahm Heineken bereits 1968. Während der 1970er und 1980er Jahre schluckte der Konzern weitere Brauereien im Elsass, in Italien, Irland und Spanien. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs expandierte Heineken nach Ungarn und Polen und gründete überdies Zweigstellen im Fernen Osten. 1990 war Heineken-Bier die führende Marke in Europa und wurde in 145 Ländern weltweit verkauft.

Die Kontrolle des Unternehmens liegt in den Händen der 1952 gegründeten Heineken Holdings NV. Sie soll die Unabhängigkeit der Firma garantieren und stand bis 1995 unter dem Vorsitz von Alfred Heineken. Eine Stiftung fördert seit 1963 Forschungen in den Bereichen Biochemie, Biophysik und Medizin.