Victor Hasselblad (1906–1978)

Die Firma Hasselblad leistete im 20. Jahrhundert Pionierarbeit auf dem Feld neuer fotografischer Technologien. Ihre Ursprünge werfen ein interessantes Licht auf die Verflechtungen von Forschung, Entwicklung, Herstellung und Handel. Die F. W. Hasselblad AB, gegründet 1841 in Göteborg, begann als Import-Export-Unternehmen, das vor allem mit europäischen Ländern Handel pflegte. Die Einrichtung einer fotografischen Abteilung geht auf Arvid Victor Hasselblad zurück, den Sohn des Firmengründers, der während seiner Flitterwochen in England George Eastman traf, seines Zeichens Vorreiter der Populärfotografie in Amerika und Vater des Markenunternehmens Kodak. Karl Erik Hasselblad wiederum setzte als Vertreter der Enkelgeneration die Familientradition fort und gründete 1908 die Hasselblad Fotografiska AB mit dem Ziel, ein gesamtschwedisches Netzwerk von Fotolabors zu etablieren.

Karl Eriks Sohn Victor zeigte bereits in jungen Jahren eine Passion für die Fotografie und war zugleich ein großer Naturliebhaber. Er studierte Fotografie in Dresden und später in Frankreich und den USA, wo er als Gast bei George Eastman in Rochester, New York, weilte. 1937 gründete auch er eine eigene Firma mit Sitz in Göteborg. Sein Ruf als Fachmann für Fotografie sprach sich schnell herum, und so fragte ihn die schwedische Luftwaffe im Frühjahr 1940, ob er eine Kamera nachbauen könne, die man in einem erbeuteten deutschen Aufklärungsflugzeug gefunden hatte. Daraufhin richtete er in Göteborg eine Werkstatt ein und produzierte für seine militärischen Auftraggeber noch vor Ende des Krieges 342 6x6-cm-Spiegelreflexkameras. Diese erlaubten den Austausch von Objektiven, Suchern und Filmmagazinen, waren robust und vielfältig anwendbar. Als sein Vater 1942 starb, erwarb Victor Hasselblad die Mehrheitsbeteiligung an dem Familienunternehmen und legte damit den Grundstein für die zukünftige Expansion. 1948 kam in New York die zivile Version der Kamera, die 1600F, auf den Markt und wurde zur bevorzugten Ausrüstung professioneller Fotografen in der ganzen Welt. Die Firma produzierte in der Folgezeit eine Reihe von verbesserten Nachfolgemodellen und war überdies Vorreiter für die Entwicklung von weltraumtauglichen Kameras.

1966 verkaufte Hasselblad die Vertriebsseite seines Unternehmens an Kodak. Zehn Jahre später ging auch die Herstellung in fremde Hände über – die Verantwortung hatte nun eine schwedische Fondsgesellschaft. Nach dem Tod Victor Hasselblads 1978 floss ein Großteil seines Vermögens in die mildtätige Stiftung Erna and Victor Hasselblad. Die Firma Hasselblad gilt in fotografischer Hinsicht auch heute noch als Speerspitze der technologischen Entwicklung. Seit 1985 erschließt ein neues Tochterunternehmen, die Hasselblad Electronic Imaging AB, den Bereich der digitalen Fotografie.