Karl Gölsdorf (1861–1916)
Karl Gölsdorf war ein herausragender Ingenieur und Lokomotiv-Konstrukteur. Sein Vater Louis Adolf Gölsdorf (1837-1911), ein Wiener, der in Chemnitz und Dresden studiert hatte, war von Beruf ebenfalls Lokomotiv-Konstrukteur und erreichte als solcher die Stellung des Maschinendirektors der kaiserlich-königlichen österreichischen Südbahn. Karl Gölsdorf wurde in Semmering geboren, besuchte die Technische Universität Wien und arbeitete eine Zeit lang für verschiedene Maschinenbaufirmen. 1893 wurde er zum Chefkonstrukteur der kaiserlich-königlichen österreichischen Staatsbahnen (kkStB) ernannt und bekleidete diesen Posten bis zu seinem Tod.
In das Jahr 1893 fällt auch sein Entwurf einer zweizylindrigen Verbundlokomotive. Besonderes Ansehen erlangte er durch die Entwicklung eines Vierzylinder-Verbundtriebwerks, bei dem zwei äußere Niederdruckzylinder und zwei innere Hochdruckzylinder auf einer Achse unter der Rauchkammer der Lokomotive liegen. 1911 schuf er die 1’C2’-Tenderlok der Reihe 310, die zur klassischen österreichischen Schnellzug-Dampflokomotive wurde und allgemein als eine der hervorragendsten Loks gilt, die je in Europa produziert wurden. Darüber hinaus geht auf ihn die 1’D-Güterzuglokomotive zurück, deren nahezu 1.000 Exemplare sowohl im Passagierdienst der Wiener Stadtbahn als auch im Rangierbetrieb auf der Erzbergbahn und sogar als Schmalspurversion auf diversen Bergstrecken zum Einsatz kamen. Beispiele seiner wichtigsten Lokkonstruktionen sind in Österreich erhalten und werden überwiegend im Eisenbahnmuseum Strasshof aufbewahrt.