Anthony Herman Focker (1890–1939)

Anthony Fokker war einer der wichtigsten Pioniere der Flugzeugindustrie in Europa. Er zählt zu den ersten, die ausgiebigen Gebrauch von Bauteilen aus Metall machten, und testete persönlich jeden seiner Entwürfe.

Zur Welt kam er in Kediri in Ostjava als Sohn eines Kaffeepflanzers. 1894 ließ sich die Familie in Haarlem nieder. Fokkers akademische Karriere verlief zunächst in gewöhnlichen Bahnen, aber nachdem er 1910 nach Wiesbaden gegangen war, um Erfahrungen im Maschinenbau zu sammeln, entdeckte er sein Interesse für die Fliegerei. Er konstruierte eine Serie von Eindeckern, die er „de Spin“ (Spinne) nannte, und führte das dritte Exemplar dieser Serie öffentlich vor, indem er am 31. August 1911 in Harlem um den Turm von Sint-Bavokerk flog.

Da es ihn reizte, seine Flugzeuge in Deutschland zu bauen und zu verkaufen, zog er 1912 nach Johannisthal bei Berlin und gründete dort eine Firma namens Fokker Aeroplanbau. Allerdings verlegte er den Betrieb schon bald nach Schwerin in Mecklenburg und beschäftigte dort unter dem neuen Namen Fokker Werke GmbH 55 Angestellte.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs übernahm die deutsche Regierung das Unternehmen und produzierte in den folgenden vier Jahren rund 3.000 Flugzeuge für die deutsche Luftwaffe. Zunächst stellte die Firma nur Aufklärungsflugzeuge her, die auf Lastwagen transportiert werden konnten, doch Fokker fand einen Weg, um ein in Flugrichtung feuerndes Maschinengewehr mit dem Propeller eines einmotorigen Kampfflugzeugs zu synchronisieren. Seine D-VIII, die ab April 1918 ausgeliefert wurde, war eines der effektivsten Flugzeuge, die in diesem Krieg zum Einsatz kamen. Der Vertrag von Versailles sah ausdrücklich vor, die nach Kriegsende noch vorhandenen Exemplare zu zerstören.

Bereits nach dem Waffenstillstandsabkommen kehrte Fokker in die Niederlande zurück. Da er die Beschränkungen, die der Friedensvertrag dem Flugzeugbau auferlegen würde, vorhergesehen hatte, belud er 300 Eisenbahnwaggons mit in Kisten verpackten Flugzeugen und Ersatzteilen und nahm diese mit über die Grenze. Er gründete eine neue Firma und nannte sie MV Nederlandse Vliegtuigenfabrik, da der Name Fokker in England und Frankreich keinen guten Klang hatte. Von 1919 an baute er eines der ersten von vornherein als solche konzipierten Passagierflugzeuge, die F-2, die Platz für vier Fluggäste bot und eine Reisegeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern erreichte.

Die niederländische Fluggesellschaft KLM, 1919 von Albert Plesman gegründet, schaffte Flugzeuge dieses Typs an, und in der Folgezeit gründete Fokker Zweigstellen in Belgien, der Tschechoslowakei, Dänemark und Polen. 1922 ging er in die USA, wo er 1924 die Atlantic Aircraft Co. gründete und zu gegebener Zeit die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt.

Eine Fokker T-2 absolvierte 1922 den ersten durchgehenden transkontinentalen Flug von New York nach San Diego. Er entwarf und baute das Passagierflugzeug Fokker Trimotor, das unter Lizenz in sieben weiteren Ländern produziert wurde und dessen Dienste sowohl die Pan-American Airlines als auch Admiral Richard Byrd für seine Flüge über die Pole in Anspruch nahm. Im Juli 1927 legte eine Fokker Trimotor auf einem der ersten Atlantikflüge überhaupt die Strecke von New York nach Paris zurück.

1931 kehrte Fokker in die Niederlande zurück und baute eine vergrößerte, für 32 Passagiere ausgelegte Version der Trimotor, die jedoch schon ab 1933 von der in den USA komplett aus Metall gefertigten DC-Serie der Douglas Corporation verdrängt wurde. Während der 1930er Jahre belieferte Fokker KLM und andere europäische Fluggesellschaften mit der Douglas DC-2 und DC-3 Dakota, die er beide in Lizenz produzierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute das Unternehmen noch einige erfolgreiche Produkte, darunter den Kampfjet S-14 zu Trainingszwecken und zwei Passagierflugzeuge für den Einsatz auf untergeordneten Fluglinien, namentlich die Propellerturbinenmaschine F-27 Friendship (Freundschaft) und den Düsenjet F-28 Fellowship (Kameradschaft). Insgesamt jedoch erwies sich die Firma als zu klein, um im Konkurrenzkampf des späten 20. Jahrhunderts zu bestehen. Fokker ging schließlich in den Besitz des deutschen Unternehmens DASA über. 1996 kam die Produktion endgültig zum Erliegen.