Henrich Focke (1890–1979)

Henrich Focke war ein deutscher Luftfahrtingenieur, der die Firma Focke-Wulf mitbegründete und den ersten kommerziell nutzbaren Hubschrauber produzierte.

Focke kam in Bremen zur Welt und studierte Maschinenbau an der Leibnitz Universität in Hannover. Während des Ersten Weltkriegs musste er sein Studium unterbrechen. Einen Teil seines Militärdienstes absolvierte er bei der deutschen Luftwaffe. 1924 gründete er zusammen mit seinem Studienfreund Georg Wulf und mit Werner Naumann ein Luftfahrtunternehmen in Bremen, die Focke-Wulf-Flugzeugbau ( nicht zu verwechseln mit der ähnlich klingenden Flugzeugfirma Fokker). Focke-Wulf konstruierte Eindecker. Wulf kam 1927 bei einem Testflug eines dieser Flugzeuge ums Leben.

1933 erwarb die Firma eine Lizenz zur Herstellung eines Tragschraubers (oder Gyrokpters) nach dem Entwurf des spanischen Ingenieurs Juan de la Cierva. Zwischen 1932 und 1936 entwarf und baute Focke zusammen mit Gerd Achgelis den ersten praxistauglichen Hubschrauber der Welt, den Focke-Wulf Fw 61. Dieser verwendete motorisierte Zwillingsrotoren, im Gegensatz zum nicht motorisierten Rotor des Gyrokpters. Im Jahr 1938 stellte er Weltrekorde für Flugdauer, Geschwindigkeit und Höhe von Hubschraubern auf.

1936 verlor er seinen Platz im Vorstand von Focke-Wulf und die Firma ging in den Besitz der AEG über. Focke gründete ein neues Unternehmen für Hubschrauber - Focke-Achgelis - im niedersächsischen Delmenhorst. Während des Zweiten Weltkriegs entwickelten sie mehrere Hubschraubermodelle für verschiedene Zwecke, darunter eines, das als Überwachungsflugzeug von einem U-Boot aus gestartet werden konnte, und ein weiteres, das schwere Lasten transportieren konnte.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs kooperierte Focke mit der französischen Firma SNCASE und arbeitete später für die Abteilung für Luft- und Raumfahrttechnik in Brasilien. Von 1956 bis 1961 war er Mitarbeiter der Firma Borgward in Bremen, wo er einen dreisitzigen Hubschrauber, den Kolibri, entwickelte. Später blieb er als beratender Ingenieur für andere deutsche Luftfahrtunternehmen tätig. Für seine Beiträge zur Luft- und Raumfahrttechnik ist er international anerkannt.