Silvio Benigno Crespi (1868–1944)
Silvio Benigno Crespi war der Haupt-Veranwortliche für die Errichtung der Crespi d'Adda, der spektakulärsten Industriesiedlung Italiens. Die Baumwollspinnereien bei Crespi d'Adda, die von einem Kanal neben dem Fluss Adda mit Energie versorgt wurden, hatte sein Vater 1878 gegründet.
Crespi schloss 1889 ein Jurastudium an der Universität von Pavia ab, bevor er zu einer Europa-Tour aufbrach, um die Baumwollverarbeitung in Frankreich, Deutschland und England kennenzulernen. In England arbeitete er eine Weile bei der Firma Platt Brothers in Oldham bei Manachester, damals weltgrößter Hersteller von Textilmaschinen. Danach schloss er sich dem väterlichen Unternehmen an und ließ viele der Gebäude errichten, für die Crespi d'Adda berühmt geworden ist. Dazu zählt auch die Familienresidenz, ein "Castle", 1894-97 nach dem Entwurf von Ernesto Pirovano gebaut, mit einem oktogonalen Turm mit Zinnen und wasserspeienden Monstern, der über dem Industriewerk aufragt. Pirovano entwarf in den 1920ern auch Häuser für Manager, in denen er Elemente der Burgen-Architektur und traditioneller alpiner Chalets kombinierte.
Am Fluss Adda liegt eine Reihe früher hydro-elektrischer Kraftwerke und 1909 wurde in Crespi d'Adda selbst ein Wassserkraftwerk erbaut. Crespi besaß profundes Wissen über die Elektrotechnik und engagierte sich finanziell in anderen Wasserkraftanlagen, in Stromversorgungsfirmen und Elektro-Schmelzanlagen für Metalle. Der Textilkonzern in Crespi d'Adda blühte während des Ersten Weltkriegs auf, als er sich auf die Herstellung von Leinwänden für Flugzeuge spezialisierte. Bei seinem fünfzigsten Jubiläum 1928 beschäftigte das Werk 3.600 Mitarbeiter und verfügte über Spinnmaschinen mit 69.000 Spindeln und 1.200 Webstühle.
Wie viele italienische Industrielle engagierte sich Crespi auch in der Politik. Er war Senator und unterzeichnete als Vertreter Italiens 1919 den Friedensvertrag von Versailles. Schon 1928 schlug er ein internationales Container-Transport-System vor.