Henry Cort (c.1741–1800)

Im Jahr 1784 erfand Henry Cort eines der wichtigsten Eisenherstellungsverfahren der Industriellen Revolution. Dabei handelte es sich um eine neue Methode, Gusseisen ohne arbeitsintensives Hämmern in Schmiedeeisen umzuwandeln, einen vielseitigeren und hochwertigeren Werkstoff. Von entscheidender Bedeutung war, dass er für sein Verfahren Kohle verwendete und dass es sich gut für Gusseisen eignete, das mit verkokter Kohle verhüttet wurde, wodurch sich viel größere, integrierte Eisenwerke realisieren ließen.

Cort wurde 1740 oder 1741 in Lancaster, Nordengland, geboren. Im Alter von etwa 16 Jahren arbeitete er als Schiffsagent - jemand, der den Sold für die Royal Navy auszahlte. Ein Mitglied der Familie seiner Frau besaß eine Eisenschmiede in Gosport an der Südküste, die die Königliche Schiffswerft in Portsmouth mit Eisenwaren belieferte. Cort investierte in das Unternehmen und übernahm 1776 dessen Leitung. Er benutzte eine Mühle im nahegelegenen Dorf Funtley, um mit Experimenten zur Eisenveredelung zu beginnen. Sein erstes Patent, 1783, galt einem Rillenwalzwerk zur Herstellung von Eisenstangen. Sein zweites Patent, im folgenden Jahr, betraf das "Puddeln". Dabei kam ein Puddelofen zum Einsatz, in dem der Kohlenstoff im Roheisen unter Rühren und Drehen oxidierte und so die Umwandlung in Schmiedeeisen bewirkte.

Beide Verfahren zusammen - Puddeln und anschließendes Walzen - waren eine effiziente Methode zur Herstellung von schmiedeeisernen Stäben und Schienen. Die Verwendung von Kohle als Brennstoff erlaubte viel größere Produktionsanlagen als bisher, weil es keine Einschränkungen mehr hinsichtlich der Beschaffung von Holzkohle gab. Die erste vollständige Anwendung des Verfahrens erfolgte um 1786 durch Richard Crawshay im Eisenwerk Cyfarthfa im südwalisischen Merthyr Tydfil, das zum größten Hüttenwerk der Welt wurde. Das Puddeln und Walzen ging als "das walisische Verfahren" in die Geschichte ein. Die Produktion wurde kontinuierlich verbessert und erhöhte sich auf spektakuläre Weise, so dass Großbritannien mehr als eine Generation lang als weltweit größter Eisenhersteller galt. Um 1810 fand das Verfahren in ganz Europa und Amerika Anwendung. Puddeleisen blieb bis weit nach der Erfindung des serienmäßig hergestellten Baustahls durch Henry Bessemer im Jahr 1856 ein Werkstoff für Eisenbahnen, Brücken und dekorative Schmiedearbeiten.

Als er gerade auf dem Weg zum Erfolg war, verlor Cort alles. Es stellte sich heraus, dass Geld für die Entwicklung seiner Erfindung von der Royal Navy gekommen war. Man entzog ihm sein Vermögen und die Lizenzen für seine Patente. 1789 ging er in Konkurs - mit einer Frau und 13 Kindern, die er versorgen musste. Seine Freunde halfen ihm 1794, eine Rente von der Regierung zu bekommen, aber als er 1800 starb, war er immer noch verarmt. Mehrere Hüttenmeister unterstützten später seine Witwe.