Wernher von Braun (1912–77)
Wernher von Braun war einer der herausragenden Pioniere des Raketenantriebs im 20. Jahrhundert und entwarf u. a. jene Raketen, die Astronauten auf den Mond beförderten. Er kam in Wirsitz (heute Wyrzysk) im damals preußischen Posen zur Welt. Als das Gebiet im Zuge des Versailler Vertrags an Polen fiel, zog seine Familie nach Berlin, wo sein Vater, Magnus Freiherr von Braun (1877-1972), in der Zeit der Weimarer Republik verschiedentlich für die Regierung tätig war.
Wernher von Brauns verzehrendes lebenslanges Interesse für die Astronomie wurzelt höchstwahrscheinlich in einem Teleskop, das er zur Konfirmation bekam. 1930 nahm er ein Studium an der Technischen Universität Berlin auf und trat dem dortigen Verein für Raumschifffahrt bei. Nach seinem Studienabschluss widmete er sich ganz der Raketentechnik, die für ihn zuallererst im Dienst der astronomischen Wissenschaft stand, und erlangte seine Promotion im Jahr 1934.
Im Dritten Reich avancierte er anschließend zum Technischen Direktor der neuen Heeresversuchsanstalt Peenemünde in Ostpreußen, wo er auf der Grundlage bereits veröffentlichter Zeichnungen des Amerikaners Robert H. Goddard (1882-1945) die A4/V2-Rakete entwickelte. Deren Serienproduktion erhielt im Dezember 1942 grünes Licht, im September 1944 schlugen die ersten Raketen in Großbritannien ein. Zuvor hatte sich die Produktion verzögert, weil die britische Luftwaffe am 17./18. August 1943 einen Großangriff auf Peenemünde flog, dem auch einige Kollegen von Brauns zum Opfer fielen. Die Montage der Raketen wurde in den unterirdische Anlage 'Mittelbau' nördlich von Nordhausen im Harz verlegt. In allen Versuchs- and Produktionsanlagen wurden KZ-Häftlinge unter menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen eingesetzt, von denen Zehntausende zu Tode kamen. Als der Krieg sich seinem Ende näherte, sah sich von Braun dem zunehmenden Argwohn des Regimes und insbesondere der SS unter Heinrich Himmler ausgesetzt, was dazu führte, dass er vorübergehend in Stettin (Szczecin) inhaftiert wurde. Nach seiner Freilassung organisierte er im Frühling 1945 den Umzug der Heeresversuchsanstalt von Peenemünde in das Kalibergwerk bei Bleicherode. Gemeinsam mit vielen Kollegen setzte er sich anschließend nach Oberammergau in den Bayerischen Alpen ab. Dort ergab sich die Gruppe von Wissenschaftlern am 2. Mai 1945 den amerikanischen Streitkräften.
Im Rahmen der Operation „Paperclip“ gelangte von Braun bald darauf in die USA und war dort im Folgenden zuständig für die Entwicklung von Interkontinentalraketen. 1955 erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Sein größtes Interesse galt immer der Astronomie. Entsprechend veröffentlichte er verschiedene Bücher, die sich mit den Möglichkeiten von Weltraumreisen auseinandersetzten. Seit 1960 arbeiteten er und sein Team für die NASA (National Aeronautics and Space Administration). Sie entwickelten dort die Saturn-V-Trägerrakete, die die Raumkapsel in den Orbit katapultierte, mit deren Hilfe amerikanische Astronauten den Mond erreichten.