Adolf Bleichert (1845–1910)

Seilbahnen wurden ab Mitte des 19. Jahrhunderts für den Materialtransport in der Industrie eingesetzt. Die Gondeln wurden an Seilen zwischen Pylonen aufgehängt und von einem Ende der Strecke zum anderen gezogen. Adolf Bleichert & Co. aus Leipzig in Deutschland wurde zum führenden Hersteller von Seilbahnsystemen und exportierte sie weltweit. Ähnliche Systeme wurden auch von anderen Unternehmen wie Henderson in Aberdeen, Schottland, hergestellt. Sie wurden in Bergwerken, Steinbrüchen und Bauprojekten für den Transport von Baustoffen und Abfällen eingesetzt. Seilbahnen konnten große Entfernungen und Steigungen überbrücken und Materialien über Hindernisse wie Täler, Hänge oder Transportlinien hinweg befördern. Außerdem waren sie billiger und flexibler als Eisenbahnen. Die Funktionsprinzipien wurden für die Personenbeförderung weiterentwickelt - die erste Seilbahn für Touristen wurde 1913 von der Firma Bleichert in Österreich gebaut. Die industrielle Nutzung von Seilbahnen ist praktisch beendet, aber Personenseilbahnen sind immer noch üblich, insbesondere in Berglandschaften und Skigebieten.

Bleichert wuchs im Leipziger Stadtteil Gohlis auf, wo sein Vater Pächter einer Getreidemühle war. Er studierte Maschinenbau in Berlin und arbeitete dann bei Firmen in Bitterfeld und Schkeuditz bei Leipzig. In Schkeuditz gründete er 1874 mit seinem Studienkollegen Theodor Otto sein erstes Konstruktionsbüro für Seilbahnen. Als Otto zwei Jahre später ausschied, gründete Bleichert mit seinem Schwager ein eigenes Unternehmen, die Adolf Bleichert & Co., Fabrik für Drahtseilbahnen.

Die Idee der Seilbahn war alt, aber die Einführung des Drahtseils und neuer Geräte ermöglichte ihre Weiterentwicklung. Bleichert & Co war für mehrere Innovationen verantwortlich, darunter die Verwendung getrennter Seile für die Aufhängung und den Transport, eine bessere Verteilung der Lasten und die Exzenter-Rutschkupplung, die ein einfaches An- und Abkuppeln der Wagen ermöglichte. Bis 1890 hatte das Unternehmen über 600 Seilbahnen gebaut. Bis 1899 baute das Unternehmen 1.000 und beschäftigte mehrere hundert Mitarbeiter in vier Fabriken in Deutschland und Österreich. Außerdem hatte das Unternehmen einen Lizenzvertrag mit Trenton Ironworks in den USA und unterhielt Vertriebsbüros in ganz Europa. Als Bleichert im Alter von 56 Jahren an Tuberkulose starb, wurde das Unternehmen von seinen beiden Söhnen übernommen. Dreißig Jahre später hatte das Unternehmen 5.000 Anlagen gebaut.